Am Freitagabend (19.00 Uhr) trifft der FC Rot-Weiß auf den SSV Jahn Regensburg. Ein ungemein wichtiges Spiel für beide Klubs. Wir stemmen uns gegen den Abstieg, spielen um die Existenz im Profifußball, der Jahn kämpft um den Aufstieg in die 2. Liga. In diesem Spiel wird also ordentlich Feuer sein. Gelingt uns mit einem Sieg der Befreiungsschlag oder fallen wir sogar auf einen Abstiegsplatz zurück? Bei RWE hofft man, dass die Menschen in der Stadt und dem Umland die Bedeutung dieser Begegnung auf dem Schirm haben und daher in großer Zahl der Mannschaft im Steigerwaldstadion den Rücken stärken. Um es mit einem Titel der Höhner zu sagen: "Wenn nicht jetzt, wann dann!"
Der Mai wird womöglich nichts für Leute mit schwachen Nerven. Im nervenzerfetzendsten Fall stehen wir vor "vier Endspielen". Dreimal in der Liga und einmal (sicher) im Pokal. Um sich in der Meisterschaf eine Dramatik bis zum 38. Spieltag zu ersparen, wäre Freitagabend, am drittletzten Spieltag, ein Sieg für uns gegen Jahn Regensburg ungeheuer wichtig.
Doch der Gegner will, ja er muss wohl selbst auch gewinnen. Um die Relegationsspiele zur 2. Liga zu erreichen (aktuell 2 Punkte Rückstand auf Magdeburg), mindestens aber um den derzeit 4. Rang zu verteidigen, der ihnen das Startrecht im DFB-Pokal garantiert.
Jahn Regensburg weckt unangenehme Erinnerungen.....
Vor fast genau sechs Jahren, am 30. April 2011 standen sich RW Erfurt und Jahn Regensburg in einem ähnlich bedeutsamen Spiel wie diesmal gegenüber. Ebenfalls am 36. Spieltag. Damals ging Rot-Weiß aber als Tabellendritter, also auf dem Relegationsplatz stehend, an den Start. Regensburg stand im gesicherten Mittelfeld. Die 2. Liga war ganz nah für den RWE, der am Spieltag zuvor mit einem 1-0 Auswärtserfolg in Wiesbaden die Grundlage für die Relegationsrunde gelegt zu haben schien. Doch dann verloren wir die Begegnung daheim gegen die Oberpfälzer mit 0-1. Durch ein Tor des wenige Minuten zuvor eingewechselten Andres Formento in der 87. Minute(!). Die Gäste hatten zu allem Übel, nach einem Platzverweis für Tim Erfen in der 44. Minute, die komplette 2. Halbzeit in Unterzahl agieren müssen. Ein denkwürdiger und trauriger Tag für den Rot-Weißen Fußball. Wohl der traurigste Tag der letzten 10 Jahre, denn RWE rutschte hinter Dresden auf Rang vier zurück. Eine Woche später verspielte die Mannschaft dann am vorletzten Spieltag alles. Beim 3-4 in Ahlen hatte sie zwar schon mit 3-1 geführt, ließ sich dann aber noch vom bereits feststehenden Schlusslicht und Absteiger RW Ahlen im 2. Durchgang gnadenlos entzaubern. Schließlich landete die Mannschaft am Saisonende auf dem undankbaren 5. Platz und verpasste dadurch auch den Einzug in den DFB-Pokal. Aus der damaligen Begegnung Erfurt-Regensburg sind an diesem Freitagabend nur noch zwei Spieler dabei. Jens Möckel und Andre Laurito. Wobei Andre seinerzeit noch auf der Seite der Regensburger stand. Jens: "Natürlich erinnere ich mich an dieses Spiel. Aber das wird uns nicht beeinflussen. Wir werden einen großen Kampf abliefern und hoffentlich gewinnen".
Dieser „wahnsinnige“ Tag soll sich diesmal, unter anderen Vorzeichen stehend, also nicht wiederholen. Sonst wird es ganz eng. Diesmal geht es zwar für Regensburg um den Aufstieg, aber für uns um die nackte Existenz. Es ist mehr als fraglich,ob, wie so oft in den letzten Spielen, ein Punkt gegen den Jahn reichen würde. Denn die Konkurrenz, zu der neben Werder II mit 38 Punkten (spielt daheim gegen den HFC), dem SC Paderborn mit 39 Zählern (hat Zwickau z.H.) inzwischen vielleicht auch noch Fortuna Köln mit 43 Punkten gehört (spielt in Osnabrück), wird nicht schlafen.
......und kommt mit der besten Angriffsreihe der Liga nach Erfurt!"
"Mein Gefühl sagt mir, dass in dieser Saison 44 Zähler nicht reichen", sagt denn auch RWE-Trainer Stefan Krämer, dessen Mannschaft bei 41 Zählern steht. Drei (weitere) Unentschieden könnten also zu wenig sein. Ein Sieg und ein Remis, das könnte passen. Besser wären noch zwei Dreier. Noch besser, wenn Erfurt damit gegen Regensburg gleich beginnen würde. Doch wir treffen auf einen Aufsteiger, der zwar in der Abwehr anfällig erscheint (nur drei Teams kassierten mehr Gegentore), aber im Sturm erste Sahne ist. Keine Mannschaft in der Liga hat mehr Treffer erzielt (54). Herausragend dabei: Marco Grüttner mit bislang 11 Treffern, gefolgt von Jann George und Erik Thommy mit je 8 Toren. Andreas Geipl und Marc Lais waren bislang je 6x erfolgreich. Bei den Bayern ist nahezu die ganze Mannschaft torgefährlich. Hier müssen wir hellwach sein. Nur in sechs Spielen blieben sie ohne eigenen Torerfolg. Zwischen dem 18. und 26. Spieltag blieben sie 9 Partien in Serie unbesiegt und mauserten sich zum Aufstiegsaspirant. Auch im finalen Saisonschlussspurt zeigen sie Steherqualitäten, auch wenn sie am letzten Wochenende Kiel unterlagen (0-3). Davor gab es in 5 Spielen von 15 möglichen Zählern derer 11. Sie sind heimstark, auch wenn wir das Hinspiel mit 1-0 durch ein Traumtor von Carsten Kammlott gewannen, aber auch auswärts stark. Hier gehören sie zu den besten 5 Teams der Liga, holten schon 6 Siege in der Fremde.
Diesmal mehr Räume für Erfurt?
"Einer der besten Balleroberer", wie Stefan Krämer seinen Liridon Vocaj nennt, wird wohl nicht spielen können. Er hat eine Muskelverhärtung und der Trainer beziffert seine Chancen zu spielen auf unter 50 Prozent. Dafür kehrt ein anderer wertvoller Mann zurück: Jannis Nikolaou, der zuletzt gesperrt war. Krämer hofft, gegen "die stabile Truppe aus der Oberpfalz, die das Umschaltspiel exzellent beherrscht und viel über flache Bälle kommt", mehr Räume zu bekommen, als gegen eine Mannschaft, für die es um nichts mehr geht.
Bleibt Carsten Kammlott zunächst wieder auf der Bank?
Er wird das Spiel wohl in einer 4-1-4-1 Formation angehen, wobei nicht sicher ist, ob Goalgetter Carsten Kammlott wieder von Beginn an dabei sein wird. "Wir haben "Chipper" zuletzt mal aus der Verantwortung nehmen wollen. Er setzt sich selbst brutal unter Druck, der Mannschaft helfen zu wollen. Dabei verkrampfte er zuletzt etwas. Ich weiß noch nicht wann ich ihn bringe", sagt der Trainer, der das Spiel diesmal gerne von der ersten bis zur letzten Minute von der Seitenlinie aus coachen möchte. Im Hinspiel wurde er auf die Tribüne geschickt. "Das ist mir zum ersten Mal in meiner Trainerkarriere passiert und dabei soll es auch bleiben", lacht Stefan Krämer, der wie seine Jungs den Dreier unbedingt will und auf ein großes Publikum als "12. Mann" hofft.
03.05.2017 \ 1. Mannschaft