Nach 90 Minuten im letzten Flutlichtspiel im Steigerwaldstadion in dieser Saison las man auf der Anzeigetafel ein 4:4. Das stand als Endergebnis für ein Spiel, in dem beide Mannschaften eine offensive „Jagd“ auf Tore veranstalteten. Dass beide Trainer sich während der Partie sicherlich mehrfach ob der vielen Defensivfehler die „Haare rauften“, dürfte den erschienen 3.421 Zuschauern am Ende sicherlich egal gewesen sein. Sie hatten ein temporeiches, unterhaltsames und spannendes Fußballspiel gesehen mit einer kaum zu überbietenden Dramaturgie. Rot-Weiß zweimal im Rückstand, zweimal das Spiel gedreht und zweimal den Ausgleich erhalten.
In der Pressekonferenz nach dem Spiel beließen es beide Trainer neben der kritischen Einschätzung der vor allem nicht vorhandenen Defensivarbeit beider Teams dann letztlich dabei, dass dieses Spiel für die Fans ein tolles Erlebnis und irgendwo auch Fußball „satt“ war.
Die ersten 15 Minuten der Partie am Steigerwald gingen zunächst an die Gäste, die deutlich mehr Spielanteile sowie Ballbesitz hatten und immer wieder Angriffe auf das RWE-Tor starteten. Weil dann letztlich Christian Groß zentral aus etwa 20 Metern zum Abschluss kam, konnte VfL-Stürmer Marcos Alvarez den Schuss im Strafraum mit dem Rücken zum Tor stehend noch mit der Hacke eine Richtungsänderung geben. Philipp Klewin, der bereits in die andere Ecke unterwegs war, musste zusehen, wie der Ball in die andere Ecke rollte – 1:0 Osnabrück (6.).
Früher Rückstand für die Hausherren, die noch etwas brauchten, um endgültig in das Spiel zu kommen. Erste Maßnahme von Trainer Stefan Emmerling war, Theodor Bergmann – der als Rechtsverteidiger begann – wieder in das zentrale Mittelfeld zu beordern und die Abwehrkette neu zu stellen. Rot-Weiß kam nun etwas besser in das Spiel, die zündenden Aktionen fehlten noch. Die erste gute Idee hatte dann der sich in ansteigender Form befindliche Merveille Biankadi. Nach Anspiel setzte er sich auf der rechten Außenbahn durch, zog eine gut getimte Flanke an den langen Pfosten, an dem Elias Huth den Ball perfekt mit dem Kopf erwischte und einnetzte – 1:1(18.). Das war der erste durchgespielte Angriff in dieser Partie von RWE.
Und es ging weiter. Nach einem abgewehrten Angriff von Rot-Weiß erkämpft Tugay Uzan vor dem Gäste-Strafraum den Ball und passt zu Nermin Crnkic. Der Bosnier schlenzt aus gut 20 Metern den Ball hoch und perfekt über den zu weit vor dem Tor stehenden Marius Gersbeck ins Tor – 2:1 (25.). Rot-Weiß hatte das Spiel erstmals in dieser Partie gedreht.
Praktisch mit der ersten Aktion der Osnabrücker nach dem Rückstand kommen sie auf der linken Abwehrseite, auf der sowohl Bastian Kurz als auch später Tobias Kraulich ihre Probleme hatten. Osnabrück versuchte es dort oft über den stets anspielbereiten Jules Reimerink. Der konnte erneut an den kurzen Pfosten flanken, Marc Heider lief ein, drückte den Ball mit dem Kopf wuchtig aus sehr kurzer Distanz an Möckels Schulter und von dort ins Tor – 2:2(20.).
Nun bekamen die Gäste wieder etwas Oberwasser. Nach einer Chance von Biankadi mit einem straffen Schuss knapp am Tor vorbei ans Außennetz (34.), zogen die Gäste einen Angriff auf. Von rechts konnte eine Flanke von Jules Reimerink erneut nicht unterbunden werden, am langen Pfosten köpfte Tim Danneberg in Richtung langes Eck. Der artistische Rettungsversuch von Tobias Kraulich kam zu spät, der Ball war wohl bereits hinter der Linie – nun 2:3 (37.). Der VfL Osnabrück lag jetzt wieder vorn.
Mit diesem Resultat ging es dann auch in die Halbzeitpause. Viele fragten sich, ob beide Mannschaften auch in der zweiten Halbzeit weiter in diesem hohen Tempo agieren würden.
Und wie sie das taten. Es wurde nun ein bis zur letzten Minute komplett offenes Spiel, in dem beide Mannschaften nur den Vorwärtsgang kannten und die Defensive beiderseits sträflichst vernachlässigt wurde.
Das erste Zeichen setzte Elias Huth bereits in der 46.Minute. Dann wuchtete André Laurito bei seinem ersten Einsatz nach längerer Verletzungspause per Kopf am kurzen Pfosten einen perfekten Eckball von Marcel Kaffenberger in die Maschen – 3:3 (48.). Rot-Weiß hatte ausgeglichen. Danach versuchte es Marcel Kaffenberger (52./57.) mit Distanzschüssen und fand in Marius Gersbeck seinen Meister. Im Gegenzug hatte Marcel Appiah (59.) eine Möglichkeit für die Gäste.
Wenige Minuten später bekam Rot-Weiß einen Freistoß im rechten Halbfeld. Die gut gezogene Freistoßflanke von Tobias Kraulich in das Zentrum erwischte der freie Jens Möckel nicht mehr mit dem Kopf, Torwart Marius Gersbeck konnte den scharfen Ball nur nach vorn abklatschen, der vollkommen freistehende Elias Huth setzte den Abstauber ins Tor – 4:3(65.). Rot-Weiß hatte das Spiel zum zweiten Mal gedreht und Elias Huth seinen ersten Doppelpack für RWE erzielt.
Und weiter ging es in der wilden „Hatz“ nach Toren. Diesmal kommt der VfL Osnabrück auf der linken Seite zu einer flachen Eingabe in den Strafraum, ein Osnabrücker lässt den Ball gekonnt durch und der eingewechselte Emmanuel Iyoha netzt flach in der Mitte aus wenigen Metern ein – 4:4(67.)
Zwei Minuten später gibt es einen flotten Angriff der Osnabrücker auf der rechten Seite, Marc Heider wird im Zentrum freigespielt und schließt aus sehr kurzer Distanz ab – Philipp Klewin bekommt gerade so die Beine zusammen und wehrt bravourös ab.
Dann ist es Marcos Alvarez (71.), der einen Gästeangriff mit wuchtigem Schuss abschließt und Philipp Klewin zu einer starken Parade zwingt.
Faktisch im Gegenzug ist Rot-Weiß wieder dran. Mit schönem Spielzug wird von rechts geflankt, im Zentrum springt der eingewechselte Wasem Razeek am höchsten und köpft den Ball wuchtig an die Latte (72.). Dann gibt es einen Freistoß für Rot-Weiß von der rechten Seite. Die weitgezogene Freistoßflanke will Theodor Bergmann mit einem Seitfallzieher verarbeiten, erwischt den Ball aber nicht ganz (78.). In der 82.Minute setzt Marcel Kaffenberger vom Mittelkreis weg zu einem Solo an und schließt dann an der Strafraumgrenze ab, Marius Gersbeck hält. Fast im Gegenzug ist es erneut Marcos Alvarez (84.), der eine dicke Chance hat, die Philipp Klewin vereitelt. Den Schlusspunkt setzt dann noch einmal Elias Huth (85.). Eine langgezogene Flanke von links erreicht der Youngster zwar am langen Pfosten, leider kann er den Ball aber nicht im Tor unterbringen.
Wenige Minuten später, in denen trotzdem beide Mannschaften immer noch Angriffsversuche starteten, pfiff der aufmerksame Schiedsrichter Wolfgang Haslberger die Partie ab.
Es dürfte mit Sicherheit ein Spiel gewesen sein, dass allen Fans lange in Erinnerung bleiben dürfte. Rot-Weiß Erfurt zeigte in der Partie erneut, dass trotz des feststehenden Abstiegs, die Mannschaft keinem Gegner in den ausstehenden Spielen etwas schenken wird. Zumal die Mannschaft nun auch im dritten Spiel hintereinander mindestens 2 Tore schoss.
Am Sonntag bildet dann das „Ostduell“ beim Halleschen FC den Schlusspunkt der englischen Woche. Dort muss RWE allerdings auf Elias Huth verzichten, der seine fünfte gelbe Karte kassierte und damit gesperrt ist.
RO
Statistik :
FC Rot-Weiß Erfurt:
Philipp Klewin – André Laurito, Jens Möckel, Tobias Kraulich -Marcel Kaffenberger – Theodor Bergmann (83. Morten Rüdiger), Bastian Kurz (46. Kusi Kwame) – Merveille Biankadi – Tugay Uzan (71. Waseem Razeek), Elias Huth, Nermin Crnkic
VfL Osnabrück:
Marius Gersbeck – Marcel Appiah, Adam Susac, Stephen Sama (55. Emmanuel Iyoha), Marc Wachs – Jules Reimerink (70. Bashkim Renneke), Christian Groß, Tim Danneberg – Ahmet Arslan – Marc Heider (76. Stephan Tigges), Marcos Alvarez
Tore:
0:1 Marcos Alvarez (6.), 1:1 Elias Huth (18.), 2:1 Nermin Crnkic (25.), 2:2 Marc Heider (30.), 2:3 Tim Danneberg (37.), 3:3 André Laurito (48.), 4:3 Elias Huth (65.), 4:4 Emmanuel Iyoha (67.)
Verwarnungen:
RWE: Theodor Bergmann (4), Elias Huth (5)
Osnabrück: Stephen Sama, Ahmet Arslan, Tim Danneberg
Zuschauer: 3421
Schiedsrichter: Wolfgang Halsberger (St.Wolfgang)
Verlinkung:
Pressekonferenz:
https://www.rwe.tv/video/FC-Rot-Weiss-Erfurt-vs-Vf...
Stimmen zum Spiel gegen den VfL Osnabrück:
29.03.2018