Stefan Krämer macht es sich nicht leicht. Und dem Mann ist kein Weg zu weit. Obwohl er den Tag über mit seiner Mannschaft im Kurztrainingslager in Leipzig sehr intensiv gearbeitet hatte, sprang er am späteren Nachmittag ins Auto und fuhr nach Erfurt zurück. Den schon länger feststehenden Termin mit den RWE-Fans wollte er auf keinen Fall ausfallen lassen.
Um 19.00 Uhr saß er dann rund 60 Anhängern gegenüber, von denen viele ihn zum ersten Mal aus der Nähe erlebten und plauderte in lockerer Atmosphäre darüber, warum er nach Erfurt gekommen sei, was er sich für die Rückrunde wünscht und dass er sich bei Klassenerhalt durchaus vorstellen könnte zu bleiben.
Zu Beginn gab es ein Bekenntnis: "Ihr, die Fans seid immer da. Trainer und Spieler aber kommen und gehen. Ihr seid am Wichtigsten. Das ist meine Überzeugung", meinte der Trainer, der darin für die auf dem Rasen handelnden Personen eine Verpflichtung sieht alles zu geben. Das gelte auch für ihn, der im kommenden halben Jahr alles raushauen wolle, was ihm möglich sei. Die Aufgabe in Erfurt hätte er sich sonst auch ersparen können. Er habe mehrere andere Angebote gehabt, die leichter geklungen hätten. Aber er habe Erfurt ganz bewusst machen wollen.
Nach den ersten Tagen habe er von der Mannschaft den Eindruck, dass Sie das Ziel Klassenerhalt absolut schaffen könne. Das Selbstbewusstsein sei nach Belek auch wieder zunehmend zurückgekehrt. Im Team seien durch die Bank gute Fußballer, mit guten Charakteren, aber mancher Spieler sei noch zu „brav“. Er brauche für den Abstiegskampf „Krieger“. Dem pflichteten die Fans bei, die dem Trainer u.a. an Einzelbeispielen schilderten, dass sie vom Auftreten der Truppe im letzten Jahr so oft enttäuscht worden waren. Stefan Krämer hörte sich alles sehr genau an und nahm auf diese Weise auch einige Anregungen mit.
Befragt zu seiner Spielphilosophie, äußerte er sich auch sehr dezidiert. Er ist der Meinung, dass die ersten 5-8 Sekunden nach Ballverlust oder Ballgewinn die wichtigsten Momente sind um ein Spiel für sich zu entscheiden. Er möchte daher Gegenpressing spielen lassen, die Mannschaft soll hoch stehen, aggressiv agieren, schnell nach vorn spielen und dem Gegner „Stress“ machen. Nach Fehlpässen sei daher kein Raum für Resignation. Er selbst lebe an der Seitenlinie alles mit. Er sei da ein „wilder Junge“.
Am Samstag wollen er und die Mannschaft, da momentan wirklich gut drauf, gerne gegen Dresden spielen. Alle hoffen, dass das Wetter nicht noch dazwischenfunkt. Er sieht gegen eine „gefühlte Zweitligamannschaft“ durchaus Chancen zu gewinnen, auch wenn die Vorbereitung für ihn kurz gewesen und er noch nicht alles habe im Einzelnen einstudieren können, was ihm vorschwebe. Aber in den kommenden Wochen werde nur noch hart gearbeitet. „Das Spiel am Samstag zu gewinnen ist bei der entsprechenden Einstellung immer möglich. Aber das ist, ebenso wie die Kernaufgabe Klassenerhalt nur als „Gemeinschaftsprojekt von Mannschaft und Publikum“ zu haben. Es bedarf einer Atmosphäre des „gemeinsam an einem Strang Ziehens“.
Nach anhaltendem Beifall verabschiedete er sich nach rund 75 Minuten von den Fans und fuhr ins Trainingslager nach Leipzig zurück.
21.01.2016 \ 1. Mannschaft