Fans und Erfurter Sportbetrieb hatten den ganzen Morgen Schnee geschippt und die Begegnung so überhaupt erst möglich gemacht. Alle zogen an einem Strang...und die RWE-Profis sollten es den fleißigen Helfern mit einem Traumstart in die Rückserie danken.
Das Spiel nahm gleich vom Anpfiff weg Fahrt auf. Nach wenigen Minuten eine erste Chance für die Gäste. Dürholtz prüfte aus der Drehung von der Stafraumgrenze aus gleich mal Domaschke im Erfurter Tor (5.). Die Antwort folgte postwendend. Höcher mit einem Flachschuss, der knapp am rechten Torpfosten der Gäste vorbeirauschte (6.). Dann die erste Ecke für die Sachsen. Abermals stand Domaschke im Fokus, doch er hielt den Kopfball von Eilers, der kurzfristig auf Dynamo-Seite für dieses Ostduell fit geworden war (7.). Die Sachsen nun spielbestimmend, ließen den Ball zirkulieren, konnten sich aber eine Weile lang nicht mehr dem Tor der Rot-Weißen annähern. In der 20. Minute dann die 2. Ecke für die Gäste. Nikolaou, heute linker Verteidiger für Hergesell, hatte eine Flanke ins Toraus abgewehrt. Sekunden später wurde Erb sprichwörtlich auf dem falschen Fuss erwischt. Kreuzers Ecke unterschätzte er, stieg zu spät hoch, hinter ihm tauchte Testroet auf und nickte zum 0-1 ein (20.) Schon sein 10. Saisontreffer. Ein vermeidbarer Gegentreffer und schlagartig wich die Euphorie auf den Rängen. Die Schwarz-Gelben waren mit der Führung im Rücken in den folgenden Minuten nun die klar dominierende Mannschaft auf dem Platz. Erfurt kam zu zögerlich nach vorne, spielte die Bälle meist quer oder sogar zum Torwart zurück. Der einzige nominelle Stürmer, Goalgetter Kammlott, stand zumeist alleine und auf verlorenem Posten. Der Rückstand gegen dieses spielerisch so starke Team aus Dresden zeigte seine Wirkung. Doch an der Seitenlinie peitschte Trainer Krämer seine Jungs unverdrossen immer wieder nach vorne. Kurz vor dem Wechsel kamen die Rot-Weißen schließlich nochmal. Und jetzt mit mehr Druck. Sekunden vor dem Pausenpfiff der Lohn für viel Kampf und Einsatz. Höcher markierte den Ausgleich (45.) zum 1-1. Ein Ball, der als Flanke gedacht war, senkte sich hinter dem Dresdner Torwart Blaswich ins Netz. Das Erfurter Publikum plötzlich wieder lautstark da. Fast schon frenetischer Jubel begleitete die Erfurter Mannschaft in die Kabine.
Die 2. Hälfte begann mit einer entschlossen auftretenden und bis in die Haarspitzen motivierten Erfurter Mannschaft. Die Jungs wollten gleich da weitermachen, wo sie vor der Pause aufgehört hatten und waren jetzt auch näher an ihren Gegenspielern. Und der Ausgleich ließ die Zuschauer jetzt sogar vom Sieg träumen. Doch bald gewannen die routinierten Sachsen wieder die Oberhand. Drei sagenhafte Chancen, mit denen sie das Spiel früh hätten für sich klar machen können, sollten sie in der Folge liegenlassen. Zunächst vergab Tekerci aus 5 Metern Torentfernung völlig freistehend (51.). Dann versemmelte Testroet knapp (62.). Schließlich fand auch Eilers aus aussichtsreicher Position sein Ziel nicht( 68.). Erfurt hierbei im Glück, bäumte sich dann aber wieder auf und fightete zurück. Als Hartmann Tyrala im Dresdner Strafraum am Fuss traf und der Kapitän der Rot-Weißen darnieder sank, pfiff Schiedsrichter Drees Elfmeter für Erfurt. Der Gefoulte trat selbst an und versenkte den Ball sicher zur 2-1 Führung für Rot-Weiß. Der eigentliche Fehler, der den Elfmeter eingeleitet hatte, war zuvor dem Dresdner Torwart unterlaufen. Er hatte den Ball unkonzentriert direkt in die Füße der Gastgeber gespielt. Das Spiel war gedreht. Der Spitzenreiter der Liga jetzt von der Rolle, haderte mit den vielen ausgelassenen Chancen und bekam den Gastgeber nicht mehr zu packen. Kammlott vergab in der 88. minute nach Zuspiel des inzwischen eingewechselten Szimayer die Gelegenheit alles klar zu machen. Doch Sekunden später holte Aydin das versäumnis von Kammott nach. Er nutzte eine Unachtsamkeit in der Abwehr immer konfuser werdender Sachsen, denen die Zeit immer mehr davon lief, in einer packenden und dramatischen Schlussphase zur Entscheidung ( 90. ).Kreuzer und Hefele mit Sekundenschlaf und rums war es geschehen. Kammlott hatte den Raum geschaffen, als er gegen Modica und Kreuzer den Ball geschickt abschirmte und den Weg für Aydin frei machte. Der Kopfballtreffer von Hartmann zum 3-2 in den letzten Sekunden der Nachspielzeit kam zu spät für Dynamo um die Niederlage noch abzuwenden und war nur noch Kosmetik.
In der ersten Halbzeit sind wir zu brav und zu verhalten aufgetreten. Im 2. Durchgang haben wir ein verbessertes Anlaufverhalten gezeigt.
RWE-Cheftrainer Stefan Krämer
Rot-Weiß Erfurt hat sich mit seiner bisher besten Saisonleistung bei jetzt 24 Zählern auf den 16.Platz der Tabelle verbessert. Kommende Woche ist die Mannschaft Gast von Preußen Münster.