Wenn wir am Samstag auf dem ebenso berühmt wie berüchtigten Nebenplatz 11 des Bremer Weserstadions auflaufen, auf dem Werder II zu Hause ist, dann heißt es 100 % Konzentration auf die folgenden 90 Minuten. Denn nach den beiden letzten Begegnungen (1 Punkt aus 2 Spielen) ist das Polster des zuvor guten Zwischenspurts (7 Punkte aus 3 Spielen) schon wieder aufgezehrt. Nur ein Zähler trennt uns noch von einem Abstiegsplatz!
Die Dunkelzone der Liga ist uns nicht unbekannt. Zu Beginn der Saison standen wir dort für drei Spieltage und waren einmal sogar Schlusslicht. Die Malaise ließ sich im Laufe der Zeit zwar ändern, aber die Sogwirkung der Abstiegsplätze ließ nie nach. Nur ein einziges Mal vermochten wir die zweite Tabellenhälfte zu verlassen, ansonsten flippern wir bis heute zwischen Rang 11 und Platz 17 hin und her. Am Samstag würden wir bei einer Niederlage vermutlich neuerlich unter den Strich geraten, denn unter uns herrscht in der Tabelle viel Bewegung und dort wird auf Biegen und Brechen gefightet.
Auch unser Gastgeber Werder Bremen II kennt den "Keller" bestens, war lange Zeit Stammgast in dieser Zone. Die Mannschaft hatte es nach ihrer Rückkehr in die 3. Liga zu Saisonbeginn sehr schwer, schien unten wie festgenagelt und galt bei fast allen Experten bald schon als einer der sicheren Abstiegskandidaten. Doch seit einigen Wochen rollen die Werderaner das Feld Schritt für Schritt von hinten auf. In den letzten 12 Spielen holten sie 18 Punkte, trotzten dabei in Magdeburg dem FCM ein 1-1 ab und verloren auch in Dresden nur knapp und etwas unglücklich mit 1-2. Seit dem 28. November haben sie überhaupt nur noch zwei Mal verloren. Sie stehen inzwischen einen Punkt besser da als wir und haben daheim eine nahezu ausgeglichene Bilanz vorzuweisen: 5 Siege, 5 Remis, 5 Niederlagen und -1 in der Tordifferenz. Wie fast alle U23-Mannschaften wissen sie eine Menge mit dem Ball anzufangen. Das mussten wir bereits im Hinspiel erfahren. Sie gingen in Erfurt nicht unverdient sogar in Führung und wurden erst durch ein spätes Tor von Carsten Kammlott mit 2-1 besiegt. Doch in der Nachspielzeit hätten sie fast noch den Ausgleich geschafft, trafen aber nur die Latte des Erfurter Tores. Auch am letzten Wochenende haben sie gekämpft bis zum Umfallen. Dabei ließen sie sich in Würzburg auch nicht durch den Führungstreffer der Gastgeber nach 80 Minuten entmutigen. In der 93. Minute (!), also auf den allerletzten Drücker, schlugen sie zurück und sicherten sich einen ganz wichtigen Punkt.
Wenn wir also den Kopf weiter oben behalten wollen, dann muss nach den beiden letzten, über weite Phasen schwachen Vorstellungen nun eine Reaktion von der Mannschaft kommen. Dann muss sie in Bremen nicht nur 15 Minuten, wie jüngst gegen Halle, gut spielen. Sonst wird es echt brenzlig. Für das "6-Punkte-Spiel" an der Weser müssen wir den "Bremer Stadtmusikanten" vielmehr vom Beginn bis zum Ende den Marsch blasen, die jüngste Truppe der Liga anhaltend unter Druck setzen, den Ton angeben, das Spiel kontrollieren, Dominanz ausüben, uns endlich mal wieder echte Chancen herausspielen und sie auch nutzen. "Wir müssen uns auf ein Kampfspiel von der ersten Minute an einstellen", sagte Stefan Krämer heute auf der Pressekonferenz (nachzusehen bei RWE-TV) und fügte hinzu: "Werder stellt keine typische "U"-Mannschaft. Sie haben viele großgewachsene Spieler in ihren Reihen und kommen häufig über den zweiten Ball. Sie haben sich definitiv extrem stabilisiert. Aber auch meine Mannschaft macht nach der Trainingswoche einen guten Eindruck. Ich konstatiere viele positive Dinge. Wir stehen hinten inzwischen sehr stabil, haben hier zuletzt wenig zugelassen und auch die Standards der Gegner mittlerweile besser im Griff. Jetzt brauchen wir wieder Ergebnisse, die wir uns mit einer hohen Lauf- und Einsatzbereitschaft abholen müssen und können. Ab dem 30. Spieltag ist die Phase da, da es nur noch Endspiele gibt". Angesprochen darauf, ob die triste Stimmung auf dem Bremer Nebenplatz die Motivation dämpfen könne, hat der Trainer eine ebenso knappe wie klare Antwort: "Wer mir damit kommt, der kann gleich in der Kabine warten, bis wir wieder mit dem Bus zurückfahren. Ein solcher Spieler hätte seinen Beruf verfehlt".
Das alle an einem Strang ziehen, persönliche Ambitionen hinten anstellen, kam auf der PK in den Worten von Sebastian Szimayer zum Ausdruck. Der Stürmer, zuletzt nur als Wechselspieler auf dem Feld, meinte klar: "Es geht nicht um mich, es geht um die Mannschaft. Wenn der Trainer mich braucht, will ich da sein, wenn er andere Pläne hat, ziehe ich auch von der Bank aus mit". Thematisiert wurde von den Journalisten auch, dass es jüngst in den Heimspielen Pfiffe gegen unsere Mannschaft gab". Das ist nicht schön, wird aber von uns Spielern auf dem Feld eher nicht so wahrgenommen, da wir uns auf unser Spiel zu konzentrieren versuchen. Besser wäre natürlich, wenn Fans und Verein eine Einheit bilden. Dann ist es in unserer Situation sicher leichter zu punkten". Stefan Krämer hob in diesem Zusammenhang hervor, dass der zahlende Kunde natürlich das Recht habe sich da und dort zu ärgern und dem Ärger auch Ausdruck zu verleihen. In der Mehrzahl sieht er aber eine fühlbar breite Unterstützung der Fans. "Was die teilweise da auch auswärts machen, wie die uns den Rücken zu stärken versuchen, dass ist schon aller Ehren wert".
Für das Spiel bei Werder II steht bis auf Fabian Hergesell, der noch an den Nachwirkungen eines Muskelfaserrisses laboriert und Patrik Twardzik (muskuläre Probleme) der komplette Kader zur Verfügung. Heißt: auch Luka Odak wird dabei sein, auch wenn er diese Woche einmal mit dem Training aussetzen musste. Er hat seine 5. Gelbe abgesessen und rutscht wohl wieder in das Startaufgebot. Stürmer Tugay Uzan stieg dagegen nach seiner Verletzungspause Anfang der Woche erst wieder ins Training ein und dürfte von daher noch nicht unbedingt erste Wahl für das Bremen-Spiel sein.
Von bisher 11 Auftritten in Bremen konnte Rot-Weiß nur zwei gewinnen, ist aber in den letzten drei Spielen an der Weser auch nicht mehr als Verlierer vom Platz gegangen (2 Remis, ein Sieg).
Das Spiel ist diesmal medial nur spärlich und zwar über den Live-Ticker und die Einblendungen bei MDR-Info zu mpfangen. Erst ab 16.30 Uhr kann man dann eine TV-Zusammenfassung bei "Sport im Osten" bekommen.