Unsere Profimannschaft bleibt zwar nach dem heutigen Ausflug nach Aalen auch weiterhin seit dem 7. Februar ohne Auswärtssieg, entführt aber nach einem leidenschaftlichen Spiel vollkommen zurecht einen Zähler aus dem Schwabenland.
Die durch eine Spielsperre für Judt vakante Position hinten rechts nahm heute Pigl bei den Rot-Weißen ein. Im Übrigen schickte Trainer Preußer namentlich die Spieler aus der Vorwoche ins Gefecht.
Aalen war in der Anfangsphase das etwas aktivere Team. Welzmüller mit einem Freistoss (5.) und Kartalis mit einem Schuss aus spitzem Winkel (14.) hatten dabei erste halbwegs ordentliche Chancen für die Schwaben. Die Rot-Weißen versuchten demgegenüber hinten zunächst einmal sicher zu stehen, agierten nach vorne dafür lange Zeit eher verhalten. Doch dann tauchten sie plötzlich doch vor dem gegnerischen Tor auf und schlugen gleich mit der ersten Chance eiskalt zu. Höcher flankte von links in den Strafraum, genau auf den Kopf von Tyrala und der Kapitän überwand aus Nahdistanz den Aalener Keeper Bernhardt. Der hatte bei dieser Aktion zwar noch die Hand am Ball, konnte das Leder aber nur noch an den Pfosten lenken, von wo aus er ins Netz trudelte. Die etwas überraschende Führung für den RWE in der 23. Minute ! Doch die Süddeutschen zeigten sich nicht nachhaltig beeindruckt. Sie schüttelten sich nur mal kurz in und sannen umgehend auf den Ausgleich. Der sollte ihnen zwar nicht sogleich, aber doch noch vor der Pause gelingen. In der 38. Minute prüfte zunächst Kartalis mit einem Kopfball RWE-Keeper Domaschke, der den Ball zunächst noch reaktionsschnell abwehren konnte, doch gegen den Nachschuss von Morys war er chancenlos. Mit einer Doppelchance des sehr agilen Tyrala hätte kurz danach (40.) der RWE jedoch um ein Haar abermals in Führung gehen können, doch die Aalener "Torwart-Legende" Bernhardt wußte dies in beiden Fällen erfolgreich zu verhindern. So ging es schließlich in einer zunehmend intensiver werdenden Begegnung mit einem leistungsgerehten 1-1 in die Halbzeit.
Beide Teams kamen zum 2. Abschnitt zunächst unverändert zurück und die Gastgeber erwischten (leider) einen Traumstart. Ausgerechnet der ehemalige Erfurter Drexler spritzte in einen Fehlpass von Menz und ließ sich im Erfurter 16-Meterraum nicht zweimal bitten. Flach und eiskalt verwandelte er mit seinem 5. Saisontor zur erstmaligen Führung für den VfR (47.) in dieser Partie. Die Süddeutschen hätten Sekunden dananch dann schon die Vorentscheidung anbringen können, aber ein Heber von Morys verfehlte sein Ziel nur knapp. Doch jetzt bewies Erfurt Moral. Die Jungs bäumten sich auf und ließen sich, wie Aalen zuvor, ebenso nicht von diesem Rückstand beeindrucken. Mit großartigem Einsatz fightete die Preußer-Elf erfolgreich zurück. Nach einem Missverständnis zwischen VfR-Keeper Bernhardt und seinem Abwehrrecken Neumann reagierte der aufmerksame Uzan, der wenige Minuten zuvor auch schon den Pfosten des gegnerischen Tores getroffen hatte, am schnellsten und staubte aus 6 Metern zum 2-2 ab (55.). Nach dem Siegtreffer vor Wochenfrist gegen Stuttgart wieder ein wichtiger Treffer des Ex-Unioners, der bei den Rot-Weißen immer besser in Form zu kommen scheint.
Beide Teams boten dem Publikum in der Scholz-Arena nun einen spannenden und offenen Schlagabtausch, bei dem deutlich wurde, dass beide jetzt den Sieg wollten. Nach 66 Minuten nahm Christian Preußer den ersten Wechsel vor und brachte Eichmeier für Höcher. Sein Kollege Peter Vollmann tat es ihm bald darauf gleich und schickte Menig für Welzmüller, sowie Kienle für Kartalis ins Rennen (72.). Wenige Sekunden vor diesem Doppelwechsel hatte Erfurt Glück, als VfR-Innenverteidiger Neumann nach einer Ecke für die Gastgeber mit einem Kopfball knapp das RWE-Gehäuse verfehlte (71.). Die Schlussphase wurde heiß. Szimayer hatte inzwischen in der Spitze Uzan abgelöst (78.) und fügte sich nahtlos in das hitzige Gefecht ein, bei dem sich beide Seiten nichts schenkten. Dann traf Morys für die Aalener fast zum 3-2. Aber eben nur fast, denn der Schuss des früheren Leipzigers landete nur am Pfosten, so dass dem Anhang des VfR der Torjubel auf den Lippen erstarb (82.). In der Nachspielzeit wechselte Preußer mit dem jungen Bergmann für Aydin noch ein drittes Mal, auch um Zeit von der Uhr zu nehmen und die Gemüter etwas zu beruhigen. Schließlich war es vorüber und der Punkt fest in Erfurter Hand.
"Ich bin mit dem Punkt zufrieden. Wir standen in der ersten Halbzeit
defensiv sehr strukturiert. Nach dem Wechsel spielten beide Mannschaften mit offenem
Visier. Es war ein Schlagabtausch, in dem mein Team Leidenschaft und
Moral gezeigt hat. Den Punkt nehmen wir gerne mit."
RWE-Trainer Christian Preußer
Das 2-2 ist als Erfolg zu bewerten. Vor allem, weil alle Rot-Weißen heute alles gaben, was möglich war, über Phasen auch spielererisch. In so verstandenem Sinne, mit diesem Einsatz, dieser Leidenschaft, werden die Jungs nicht in Schwierigkeiten kommen.
Kommende Woche steht das Landespokalspiel in Schweina auf dem Programm. In 14 Tagen kommt dann Hansa Rostock nach Erfurt.