Es könnte sein, dass Rot-Weiß Erfurt am Samstag ( Anstoss 13.30 Uhr !!) dem früheren Bundesligisten das Tor zur Regionalliga öffnet. Was bedauerlich wäre, denn Cottbus wurde nach der Wende zu einer Marke im deutschen Fußball. Verlieren sie aber beim gesicherten FC Rot-Weiß, dann dürfte es bei noch einem ausstehenden Spieltag kaum noch für die Rettung reichen. Besondere Dramatik kommt der Partie dadurch zu, dass unser Trainer Stefan Krämer, der zuvor Energie betreute, zur Schicksalsfigur für die Brandenburger werden könnte.

Nach dem Auswärtssieg beim VfB Stuttgart am vorletzten Wochenende schien Energie Cottbus nach zuvor 0-10 Toren und nur einem Punkt aus vier Spielen den Klassenerhalt doch noch nicht aus den Augen verloren zu haben. Doch letzten Samstag gab es dann eine neuerliche Enttäuschung. Die Lausitzer verloren daheim trotz einer Pausenführung und bis dahin guter Leistung gegen den Tabellendritten Würzburger Kickers mit 1:2. Was die Sache besonders bitter machte: Der Siegtreffer der Franken war ein Abseitstor, das nicht hätte zählen dürfen. Das kann am Ende sogar den Ausschlag über den Klassenverbleib für die Brandenburger bedeuten. Vermutlich ist Energie jetzt sogar gezwungen seine beiden letzten Saisonspiele gewinnen zu müssen. Denn Werder II und Wiesbaden sitzen Cottbus mit nur je einem Zähler weniger im Nacken. Man kann daher sagen: Verliert Energie in Erfurt, dann wird es ganz, ganz eng für den Verein, der nach der Wende jahrelang Großes geleistet hat. Sechs Jahre erste Bundesliga, elf Jahre zweite Bundesliga, das ist eine großartige Bilanz nach der Wende, obwohl der Verein in einer eher strukturschwachen Gegend beheimatet ist. Eine besondere Ironie des Schicksals wäre es, wenn am Samstag ausgerechnet Energie Ex-Coach Stefan Krämer mit unseren Rot-Weißen den Lausitzern im Steigerwald den Weg in die Regionalliga weisen würde. Nicht dass Krämer dies wollen würde, aber er hat zuletzt immer wieder betont, dass er die letzten Saisonspiele gerne tunlichst alle noch gewinnen möchte. Und diese Aussage bezog sich nicht nur auf den Landespokal. Das sei man im Wege der Fairness allen Vereinen, die noch im Abstiegskampf stehen, schuldig, so der RWE-Trainer. Dass es für Rot-Weiß am letzten Wochenende in Rostock nicht immer danach aussah, als wenn seine Spieler das in den Meisterschaftsspielen auch noch mit letztem Willen anpeilen würden oder könnten, macht die Sache für Cottbus in Erfurt nicht leichter, sondern eher schwerer. Denn die Rot-Weißen wollen sich in ihrem letzten Heimspiel in dieser Saison daheim ganz bestimmt anständig im letzten Saisonheimspiel von ihrem Publikum verabschieden und die Scharte von Rostock auswetzen. Der RWE wird sich also reinhängen.

Doch so eindeutig die Favoritenrolle in diesem Spiel auch bei Rot-Weiß zu liegen scheint, so achtsam wird man dem angeschlagenen und unter unheimlichem Druck stehenden Kontrahenten begegnen müssen. Immerhin haben sie auswärts deutlich mehr Punkte eingesammelt als im eigenen Stadion (Heim: Letzter der Tabelle mit 15 Zählern; Auswärts: oberes Mittelfeld mit 23 Punkten). Personell kann Trainer "Pele" Wollitz in diesem für seine Truppe so ungeheurt wichtigen Spiel immerhin auf die Offensivkräfte Patrick Breitkreuz und auch Sven Michel bauen, die sich nach ihren Blessuren zurückgemeldet haben und für einen Einsatz bereitstehen. Ob es schon für die Startformation reichen wird, ließ Wollitz bislang offen.

Auf einen komplett gesunden Kader kann auch Stefan Krämer zurückgreifen. Alle sind gesund, die Grippewelle ist überstanden. D.h.: auch Daniel Brückner, Carsten Kammlott und Juri Judt können eingesetzt werden. Letzterer würde damit seine Abschiedsvorstellung im Steigerwald geben, denn er geht nach der Saison, beruflich bedingt, zurück nach Franken.

Unser Trainer hat seinen Ex-Klub anhand seiner letzten beiden Spiele nochmal genau studiert. Auf der heutigen PK betonte er noch mal, dass er Cottbus gerne weiter in der 3. Liga sehen würde. Er sei nämlich gerne dort gewesen, habe zumeist nur freundliche Menschen kennengelernt und hätte auch noch Kontakte dorthin. Pele Wollitz sei überdies ein toller Kollege, der alles tun werde, um das Ruder herumzureißen. Er schätze ihn außerordentlich, und hätte ihn gerne unter erfreulicheren Umständen wiedergesehen. Aber, so Krämer auch: "Wir haben am Samstag natürlich nichts zu verschenken".

Rot-Weiß wird vor der Begegnung die Spieler Büchel, Höcher, Lischke, Judt und Twardzik offiziell verabschieden!

Das Spiel wird in der ARD in einer Konferenz mit einigen anderen Partien live übertragen. Auch das RWE-TV ist dabei und bringt ab 13.10 Uhr im Livestream das "Warm-up" und direkt nach Schlußpfiff die Stimmen zum Spiel. Außerdem berichten RWE-Radio und RWE-Ticker über das letzte Heimspiel der Saison.

Erwartet werden im Stadion rund 6500 Zuschauer, darunter ca. 800 Gästeanhänger.


Hier in der Zusammenfassung die Top Opta Facts zu dieser Begegnung:

1.
Seit Gründung der DDR-Oberliga gewann Energie nur 1 von 12 Pflichtspielen bei Erfurt (6 Remis, 5 Niederlagen). Und das ist auch schon rund 20 Jahre her! In der Regionalliga Nordost gab es am 19. Spieltag 1995/96 einen 2-0-Sieg.

2.

Nur 2 der 13 Ost-Derbys 2015/16 hat Erfurt gewonnen (3 Remis, 8 Niederlagen) und mit nur 9 Punkten die schwächste Bilanz aller Teams in der „Ost-Tabelle“. In der Vorsaison war Erfurt mit 20 Punkten aus 10 Derbys noch bestes Team im Osten.

3.

Energie Cottbus schafft am kommenden Spieltag schon sicher den Klassenerhalt, wenn Energie in Erfurt gewinnt und gleichzeitig Bremen II gegen die Stuttgarter Kickers und Wehen Wiesbaden bei Sonnenhof Großaspach verlieren.

4.

Cottbus hat 5 der letzten 6 Ligaspiele verloren (1 Sieg). Erfurt hat nach 4 Siegen in Folge mit der 1-3-Niederlage in Rostock die Chance verpasst, den Vereinsrekord in der 3. Liga nicht nur zu egalisieren, sondern sogar zu übertreffen.

5.

23 seiner 38 Punkte (61%) holte Cottbus auswärts – kein anderes Team der Liga holte einen so großen Anteil seiner Punkte auf fremdem Platz. In der Heimtabelle ist Cottbus Letzter, in der Auswärtstabelle immerhin auf Rang 8

6.
Mit Cottb.us (94) und Erfurt (98) treffen die Teams mit den meisten Gelben Karten der 3. Liga aufeinander. Die Folge: Bei Erfurt droht mit Okan Aydin und Sebastian Szimayer (je 4 Gelbe Karten) 2 Spielern, bei Cottbus mit Christopher Schorch, Jonas Zickert, Marco Holz
(je 4), Manuel Zeitz und Joni Kauko (je 9) sogar 5 Spielern eine Gelbsperre. Der mit 7 Toren zweitbeste Cottbuser Torjäger Patrick Breitkreuz traf zuletzt beim 2-1-Hinspielsieg gegen Erfurt und wurde am vergangenen Spieltag von Richard Sukuta-Pasu (8 Tore) überholt. Seit 1280 Minuten – über 21 Stunden – ist er torlos.

7.
Erfurts Stefan Krämer war von Sommer 2014 bis September 2015 Trainer bei Energie, wo er 2015 den Brandenburgischen Landespokal gewann. Er musste bei Cottbus nach dem 9. Spieltag auf Platz 17 gehen, wo Energie auch aktuell steht. Krämer machte mit Bielefeld gegen Claus-Dieter Wollitz und Osnabrück am 37. Spieltag 2012/13 durch ein 1-0 den Aufstieg perfekt. Für Wollitz, der nach dem Spiel seinen Rücktritt zum Saisonende verkündete und anschließend sogar vorzeitig entlassen wurde, war es das letzte Spiel als VfL-Trainer.

8.

Erfurt will nicht schwächstes Ost-Team sein! Nach 4 Siegen in Folge hat es Erfurt bei der 1-3-Niederlage in Rostock am vergangenen Spieltag verpasst, den Vereinsrekord in der 3. Liga auszubauen. Tabellarisch ist die Saison für die Thüringer mit 13 Punkten hinter Platz 3 und 10 Punkten vor Platz 18 inzwischen gelaufen. Eine Motivation hat das Team von Stefan Krämer jedoch – im vorletzten Ostduell der Saison könnte Erfurt den letzten Platz der „Ost-Tabelle“ verlassen. Nur 2 ihrer 13 Ost-Derbys haben die Erfurter gewonnen (3 Remis, 8 Niederlagen) und liegen 3 Punkte hinter dem Halleschen FC, der am letzten Spieltag in Rostock das letzte Ostduell der Saison bestreitet.


Die „Ost-Tabelle“ 3. Liga 2015/16
Platz Team Sp S U N Tore GT Diff. Pkt.
1 FC Erzgebirge Aue 14 7 6 1 19 6 13 27
2 SG Dynamo Dresden 14 6 6 2 25 18 7 24
3 1. FC Magdeburg 14 6 5 3 21 17 4 23
4 Chemnitzer FC 14 5 4 5 17 14 3 19
5 FC Energie Cottbus 13 4 4 5 11 14 -3 16
6 FC Hansa Rostock 13 3 5 5 14 20 -6 14
7 Hallescher FC 13 3 3 7 13 21 -8 12
8 FC Rot-Weiß Erfurt 13 2 3 8 15 25 -10 9
In der Vorsaison war Erfurt übrigens mit 20 Punkten aus 10 Spielen noch bestes Team in der
„Ost-Tabelle“.


06.05.2016 \ 1. Mannschaft