Aktuell versucht die vom früheren Rot-Weiß Coach Baumann trainierte Truppe einen sagenhaften Sturzflug zu bremsen. Seit 12 (!) Punktspielen sind die Männer von der Ostsee mittlerweile ohne Sieg und auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. Den letzten Dreier holte der FCH am 22. August dieses Jahres beim 1:0 in Osnabrück. Immerhin tankte das Team am letzten Wochenende wieder ein wenig Selbstvertrauen, als man mit 4-0 im Landespokal-Viertelfinale von Mecklenburg-Vorpommern beim Verbandsligisten FC Pommern Stralsund gewann und dadurch in die Vorschlussrunde einzog. Doch nur Stunden später kam eine verheerende Nachricht aus der DFB-Zentrale. Nach zahlreichen Zuschauervorkommnissen in insgesamt sieben Drittligaspielen zwischen dem 1. August und dem 7. November 2015 hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den FC Hansa Rostock zu einem Meisterschafts-Heimspiel unter vollständigem Ausschluss der Öffentlichkeit ("Geisterspiel") verurteilt. Die Vollstreckung dieser Maßnahme wird zwar für neun Monate zur Bewährung ausgesetzt, aber es gab noch „Nachschlag“. Denn zusätzlich verhängte das Sportgericht eine Geldstrafe in Höhe von 30.000 Euro. Die Hälfte davon kann der Verein für sicherheitstechnische, infrastrukturelle und gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, muss dies dann aber dem DFB bis zum Ablauf der Bewährung nachweisen. Der zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Urteils noch kommissarisch fungierende Vorstandsvorsitzende des FC Hansa, Dr. Chris Müller, sagte dazu: "In Anbetracht der angespannten finanziellen Situation des F.C. Hansa Rostock wiegt diese Strafe extrem schwer. Neben der Geldstrafe und den Verfahrenskosten muss der F.C. Hansa im schlimmsten Fall den Ausfall der Einnahmen eines "Geisterspieles" verkraften, die bei durchschnittlich ca. 300.000 € liegen. Ganz abgesehen von dem enormen Imageschaden in der aktuell ohnehin schon schwierigen Phase für den F.C. Hansa bedroht ein solcher Einnahmeverlust die Existenz unseres Vereins."

Sportlich und wirtschaftlich tragen die Norddeutschen also eine schwere Last. Ob sie so erdrückend ist, dass ihnen am Samstag im Steigerwaldstadion die Beine schwer sind, wird man sehen. Einen Spieler in ihren Reihen braucht man jedenfalls nicht zusätzlich zu motivieren – wenn er denn spielen darf. Er ist schon deshalb heiß auf das Spiel, weil er „nach Hause“ kommt: Maik Baumgarten ! Den in Eisenach geborenen Mittelfeldakteur, der zu Saisonbeginn nach Rostock ging, umgab viele Jahre „RWE-Stallgeruch“. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison gelang ihm in seinem letzten Auftritt im RWE-Dress sein erstes und einziges Profi-Tor für den RWE beim 1:0-Sieg gegen Unterhaching, wodurch die Rand-Münchner in die Regionalliga abstiegen. Für Maik ist die bevorstehende Begegnung eine ganz besonderes Spiel, „schließlich habe ich neun Jahre für Erfurt gespielt. Meine Freunde und die Familie werden im Stadion sein, Eltern, Opa, Onkel und meine Freundin Eileen. Nach zwölf sieglosen Spielen müssen wir endlich wieder gewinnen, unbedingt drei Punkte mitnehmen“, gibt sich der 22-Jährige zuversichtlich. Ganz unbegründet ist sein Optimismus nicht, denn Hansa spielt bisher auswärts erfolgreicher als im eigenen Stadion. In 8 Gastspielen dieser Saison gab es bislang nämlich nur eine Niederlage. Dem stehen sechs Remis und der Dreier in Osnabrück gegenüber.

Ich komme immer wieder gern nach Erfurt zurück. Ich hatte bei Rot-Weiß eine schöne Zeit. Ich freue mich vor allem, alte Bekannte wiederzusehen.
Hansa-Coach Baumann in einem TA-Interview

Auch RWE-Cheftrainer Christian Preußer lässt sich vom Tabellenplatz der Gäste nicht täuschen. „Ich denke, dass sicher in 11 der 12 sieglosen Spiele der Hanseaten mehr für sie drin war. Sie haben auch Pech gehabt und viele enge Spiele nicht in Punkte für sich umwandeln können“. Ein Wiedersehen gibt es für den Trainer mit Maik Baumgarten. „Der Kontakt war zuletzt naturgemäß nicht mehr sehr eng, aber ich habe ihn ja als sein Trainer 5 Jahre auf seinem Weg begleitet. Das verbindet und ich würde mich freuen, wenn seine Karriere einen guten Verlauf nimmt“. Allerdings gilt Preußers Augenmerk für das Duell am Samstag ganz klar einem Sieg für die Rot-Weißen Farben. „Es stehen noch einige Spiele bis Weihnachten an. Wenn wir uns intelligent anstellen, dann können wir uns in diesen Begegnungen da unten wegdrücken und mit einem guten Gefühl in das kommende Jahr gehen. Damit auch die Art und Weise unseres Auftretens dabei ansprechend ist, bereiten wir uns intensiv auf diese Aufgaben vor. Dafür haben wir sehr detailreich trainiert, was hoffentlich schon gegen Rostock Früchte tragen wird“.

Es stehen noch einige Spiele bis Weihnachten an. Wenn wir uns intelligent anstellen, dann können wir uns in diesen Begegnungen da unten wegdrücken.
RWE-Coach Christian Preußer

Personell sieht es so aus, dass die zuletzt in der Liga gesperrten Carsten Kammlott und Juri Judt wieder mitmischen können, Fabian Hergesell aber jetzt eine Gelbsperre absitzen muss. Gute Chancen dessen Position im Spiel gegen Hansa zu übernehmen, hat Sascha Eichmeier, der auch im Landespokalspiel am vergangenen Wochenende den Ex-Münsteraner vertrat. „Die Trainingseindrücke sahen bei Sascha diese Woche bislang ordentlich aus“, sagt der sich dennoch jetzt noch nicht festlegen wollende Trainer. Taktisch deutet mit Kammlotts Rückkehr vieles auf ein 4-4-2 System hin.

Die Partie stellt das 71. Pflichtspiel der Kontrahenten dar. 23 Mal ging der RWE, 25 Mal der FC Hansa als Sieger vom Feld.

Weil es sich um ein Sicherheitsspiel handelt und die Geschehnisse rund um Paris und Hannover alle Sicherheitskräfte zusätzlich sensibilisiert haben, wird es intensivere Einlasskontrollen als üblich geben.

Ballkinder des RWE werden i.Ü. im Stadion mit Geldbüchsen unterwegs sein, um die Zuschauer um eine Spende für das an Krebs erkrankte Erfurter Mädchen Alessa (die Zeitungen berichteten in den letzten Tagen darüber) zu bitten. Es wäre schön, wenn ein ansprechender Betrag zustande käme. Die RWE-Profis werden in jedem Falle auch spenden. Spenden kann man auch per Banküberweisung an die Elterninitiative für Leukämie- und Tumorerkrankte Kinder Erfurt/Suhl, Stichwort "Alessa" Iban: DE08 8205 1000 0130 1251 99 Bic: HELADEF1WEM

19.11.2015 \ 1. Mannschaft