Es war ein Spiel zweier Mannschaften denen die Abstiegsangst und alle damit verbundenen Umstände im Nacken sitzt. Wenig spielerischer Glanz, dafür umso mehr Kampf.
Schlechter hätte der Spielauftakt für die Rot-Weißen kaum verlaufen können. Nach einem Einwurf für Zwickau, zu dem es gar nicht hätte kommen dürfen, kam der Ball in den Erfurter Strafraum zu Oztürk, der das Spielgerät durch die Beine von Klewin zum 0-1 in die Maschen schob. Zu diesem Zeitpunkt waren erst 8 Minuten gespielt. Diese Szene bezeichnete RWE-Trainer Krämer nachher als spielentscheidend. Denn wie gelähmt reagierten seine Jungs auf diesen Gegentreffer. Was auch immer sie in der Folgezeit versuchten, es wollte nichts gelingen. Immer wieder wurden lange und oft ungenaue Bälle geschlagen, die dem Gegner keine Probleme bereiteten. Wirkliche Torgefahr beschworen die Sachsen freilich auch kaum herauf. Ausnahme: Wenn die Göbel-Brüder Standards schlugen, dann wurde es schonmal etwas enger. Rot-Weiß hatte das Tor des FSV aber auch nur zweimal im Visier. Einmal scheiterte Nikolaou aus der Distanz (24.), ein anderes Mal Kammlott aus spitzem Winkel (36.).
Nach der Pause kam nach Wochen der Abstinenz Brückner für Uzan. Der Routinier spielte damit zum 100. Mal in einem Punktspiel für den RWE. Doch fehlten Erfurt auch weiterhin Struktur, Körpersprache, Präzision und Durchschlagskraft. Der FSV zeigte sich hingegen kaltschnäuzig und erhöhte nach Flanke des eingewechselten Genausch durch einen Schuss von Koch aus der Drehung heraus auf 2:0 (65.). Das Spiel damit praktisch entschieden, auch wenn RWE-Coach Krämer mit Benamar (für Odak) und Bieber (für Tyrala) versuchte noch etwas in der Offensive zu bewegen. Doch statt vorne klingelte es hinten erneut und Zwickau packte noch was drauf. Eine erneute Flanke von Genausch verwandelte Torjäger König per Kopf zum 0-3 (85.). Dem RWE gelang kurz vor dem Abpfiff nur noch Ergebniskosmetik. Nach einer Ecke von Benamar köpfte Nikolaou zum 1:3-Endstand ein.
Insgesamt war es ein enttäuschender Auftritt der Rot-Weißen vor rund 7100 Zuschauern bei Kaiserwetter. Nichts von der guten Vorstellung in Köln war geblieben. Vielmehr gab es unverkennbar Parallelen zum letzten Heimspiel gegen Lotte. Z.H. will man die Punkte für den Klassenerhalt eigentlich sammeln, kommt aber vor eigenem Publikum nicht zurecht. Zum zweiten Mal in Folge ließ man sich hinten raus drei Treffer einschenken und vorne herrschte abermals Flaute. Inzwischen hat die Mannschaft die schlechteste Heimbilanz aller Teams in der Liga. Es hat sich zudem von Zwickau in der Tabelle überflügeln lassen, bleibt aber aufgrund der anderen Resultate noch über dem Strich. Kommende Woche sind wir in Paderborn zu Gast. Der nächste Abstiegskampf-Krimi.Der findet (vielleicht) glücklicherweise auswärts statt!
Ich bin sehr unzufrieden. Es war mit das schlechteste Heimspiel von uns. Das 1:0 darf so nicht fallen. Wir haben über das gesamte Spiel kaum eine Drucksituation entwickelt. Der Gegner war gut, wir waren nicht gut, deshalb hat Zwickau verdient gewonnen."
Stefan Krämer, RWE-Cheftrainer