Die jahrzehntelange Sieglosigkeit des FC Rot-Weiß Erfurt in Aue bleibt zwar weiter bestehen, aber heute war die Mannschaft nahe dran am Dreier. Am Ende der 90 Minuten wurde sie aber nach einem spannenden Spiel im Lößnitztal immerhin mit einem hochverdienten Punkt belohnt.
Trainer Stefan Krämer schickte die siegreiche Mannschaft der Vorwoche in dieses Ostduell und unsere Jungs sollten den 8000 Zuschauern im Lößnitztal, darunter waren auch rund 700 Anhänger der Rot-Weißen, ein sehr unterhaltsames und spannendes Spiel, vor allem eines mit großem Widerstand für die favorisierten Sachsen bieten. Schon nach weniger als 120 Sekunden gab es eine Schrecksekunde für die seit 12 Spielen ungeschlagenen Gastgeber. Eine Flanke von Benamar hätte Aues Innenverteidiger Breitkreuz mit einem Kopfball "in die falsche Richtung" um ein Haar ins eigene Tor befördert, doch der bekanntermaßen hervorragende Keeper Männel war auf der Hut. Doch nur drei Mal umrundete der Sekundenzeiger der Uhr das Zifferblatt bis der Aufstiegsaspirant aus Aue die richtige Peilung fand und in Führung ging. Nach einem Missverständnis in der Erfurter Abwehr umkurvte Soukou Luka Odak und schob flach an Philipp Klewin vorbei zur 1-0 Führung für die Veilchen (5.). Erfurt hatte sich von diesem Tiefschlag gerade erholt, da bot sich nach einem Querschläger in der Rot-Weißen Abwehr für Aues offensiven Mittelfeldmann Kvesic gleich die nächste Einschussgelegenheit. Doch der Schuss des Bosniers, der letzte Woche in Rostock noch von der Bank aus zuschauen musste, ging einen Meter über die Querlatte des Erfurter Kastens (15.). Bis etwa zur 25. Minute waren die Sachsen besser im Spiel, vor allem von der Inspiration ihres Taktgebers Christian Tiffert lebend, doch allmählich fanden die Schützlinge von Stefan Krämer besseren Zugriff. Sie stellten ihre Gegenspieler früher, riegelten hinten alles ab, kamen im Spiel nach vorne aber zunächst nur zögerlich vor den Strafraum der Veilchen. Das lag vor allem daran, dass die Gastgeber die Räume im Mittelfeld sehr eng machten und der Spielfluss durch manche "Nickeligkeiten" bis zur Pause oft unterbrochen wurde. In der 37. Minute gelang schließlich doch der erste "Durchbruch" durch das Abwehrbollwerk der Erzgebirgler. Carsten Kammlott, der heute seinen 26. Gurtstag feierte, hatte den Ball mit dem Rücken zum Tor des Gegners stehend geschickt abgeschirmt und Daniel Brückner bedient, doch dessen Schuss ging gut einen Meter über das Auer Tor. Aber plötzlich wackelte Aue etwas und auch das Prunkstück der Mannschaft, ihre Abwehr, geriet aus der Ordnung. Kurz vor der Halbzeit sollte das Folgen haben. Daniel Brückner, der immer besser ins Spiel fand und den Ball am rechten Flügel eroberte, sollte mit seiner Übersicht zum Vorbereiter des Ausgleichs werden. Nach einem Doppelpass mit Menz passte er geschickt quer durch den Auer Strafraum, weil er Samir Beanmar dort unbewacht gesehen hatte und der verwandelte mit einem "Strahl" direkt und flach ins untere linke Eck des Auer Kastens zum 1-1 Ausgleich (44.).
Mit diesem Zwischenstand ging es in die Kabinen.
Nach dem Wechsel gingen beide Teams gleich wieder forsch zur Sache. Erfurt stand hoch und arbeitete jedem Ball gut nach. Das behagte den daheim noch ungeschlagenen Gastgebern überhaupt nicht. Weiterhin wirkten sie, vor allem in der Abwehr, nicht sattelfest. Als Breitkreuz nach einem Freistoss von "Basti" Tyrala unsicher zu einer Ecke für den RWE klärte, sollte dies negative Folgen für die Veilchen haben. Okan Aydin trabte zur Ausführung an den Viertelkreis, schlug den Ball anschließend aber nicht etwa direkt in den Auer Strafraum, sondern auf Tyrala, der ungedeckt weit davor stand. Der Kapitän nahm die Kugel direkt, beförderte sie hoch in den 16er der Gastgeber, wo sich Nikolaou am Elfmeterpunkt hochschraubte und das Leder über den wie an der Linie festgeklebt wirkenden Auer Keeper Männel in den rechten Torwinkel köpfte (56.). Wahnsinn! Erfurt führte mit 2-1 und Aue schluckte zum ersten Mal in dieser Saison auf eigenem Platz zwei Gegentreffer. Würde das zum Sieg reichen ? Aber noch war über eine halbe Stunde zu spielen. Nach diesem Rückstand spürte man zunächst große Verunsicherung bei den Veilchen. Überhastet rannten sie dem Rückstand hinterher, brachten nicht viel zu Wege. Im Gegenteil, um ein Haar hätte Carsten Kammlott noch einen Strafstoss für den RWE herausgeholt. Doch der Einsatz von Breitkreuz gegen unser Geburtstagskind und derzeit besten Torschützen war wohl regelgerecht. Doch dann gelang dem Zweitligaabsteiger doch noch der Ausgleich. Nach einem hohen Pass von Soukou aus dem Halbfeld auf den kurz zuvor für Kvesic eingewechselten Köpke, traf dieser aus halbrechter Position und 12 Metern Torentfernung flach ins lange Eck zum 2-2 (78.). Mehr sollte für den Favoriten aber nicht mehr möglich sein, auch wenn sie bei einem Abseitstor in den Schlussminuten noch ein wenig mit dem Schiedsrichter haderten.
Der Punkt ist absolut verdient. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, weil sie auch fußballerisch viel geboten hat. Vielleicht wäre sogar bei etwas Glück noch der Sieg möglich gewesen"
Stefan Krämer, RWE-Trainer
Es war nicht unsere beste Leistung, aber wir sind heute auf einen sehr starken Gegner getroffen."
Pavel Dotchev, Aue-Trainer
Rot-Weiß Erfurt konnte den 15. Rang in der Tabelle behaupten und hat auch den 4-Punkte Abstand auf den ersten Abstiegsplatz halten können. Schon am Mittwochabend geht es weiter. Dann gastiert die Mannschaft im Mainzer Bruchwegstadion bei der FSV Mainz 05 Bundesligareserve.