Der Spielplan meint es zum Saisonauftakt nicht schlecht mit uns. Denn das neue, fast fertige Steigerwaldstadion erlebt am Samstagnachmittag (Anstoß 14.00 Uhr) gleich ein altes Ostderby. Wenn überhaupt, dann kann man wohl bei dieser Paarung von einem Derby sprechen. Denn der Gast aus Halle reist nur rund 100 KM an. Kein Gegner in der Liga liegt uns geographisch näher. Auch sonst herrscht traditionell Verbundenheit.
Die lange Zeit des Wartens ist vorüber. Samstag rollt endlich wieder der Ball und es geht um die Vergabe der ersten Punkte. Natürlich würden wir uns alle freuen, wenn wir alle drei Zähler gleich daheim behalten könnten.
Bei uns herrscht gespannte, aber konzentrierte Vorfreude auf den Saisonstart. „Wir sind alle heiß darauf, dass es endlich wieder losgeht“, fasst Kapitän Sebastian Tyrala dieses Gefühl in Worte. Seine Kollegen und er wollen dabei so schnell wie möglich mit dem "Punkte sammeln" beginnen, um sich bis zum Ende der Hinrunde ein Polster zugelegt zu haben, damit wir nicht, wie in der letzten Saison, im kommenden Frühjahr noch zittern müssen.
„Alle sind gesund“, frohlockt Trainer Stefan Krämer, der personell die Qual der Wahl hat. Doch ist er in seinen Überlegungen schon sehr weit. „8-9 Positionen sind fix für das Spiel am Samstag gegen Halle. Bei 2 Positionen sind wir noch nicht sicher“. Dazu gehört auch die Frage, wer von zwei sehr guten Torleuten im Kasten stehen wird. Doch hier soll auch die Meinung von René Twardzik gehört werden „der da näher dran ist als ich“, so Krämer. Im Sturm, so die zweite offene Baustelle, überlegt der Coach noch, ob er die Sache mit einer oder mit zwei Spitzen angeht.
Halle wurde gleich mehrfach beobachtet und mit den Spielern anhand des Videomaterials dezidiert analysiert. „Die Jungs aus Halle können richtig gut umschalten, haben eine gute Qualität. Als Team und auch individuell. Wir bewegen uns auf Augenhöhe mit mihnen und Nuancen werden am Samstag den Ausschlag geben. Es gibt keine großen Unterschiede zwischen beiden Mannschaften“, bewertet Stefan Krämer die anstehende Aufgabe. Er selbst freut sich besonders, dass die Saison mit einem Heimspiel losgeht. „Ist mir schon lieber so“, schmunzelt er.
Der Gegner aus Halle spricht in vielen Belangen fast die gleiche Sprache. Etwa, dass man in dieser Spielzeit in erster Linie nichts mit den Abstiegsrängen zu tun haben möchte und dann mal weitersehen will. Das mit dem Klassenerhalt sollte sich ausgehen. Denn trotz des Abgangs zahlreicher, auch namhafter Spieler, wie z.B. Marco Engelhardt, Osayamen Osawe und Sören Bertram, sind respektable und bezahlbare Ergänzungen an die Saale gekommen. Auffällig dabei, dass man sich vor allem bei Absteiger Kickers Stuttgart und Trainer Rico Schmitts Ex-Klub Kickers Offenbach bediente. Die derzeit vielleicht anfälligste Stelle der Gäste dürfte die Innenverteidigung sein, denn der Ex-Erfurter Stefan Kleineheismann und Max Barnofsky sind hier zurzeit konkurrenzlos. Wenn einer ausfällt muss improvisiert werden. Zu was die Mannschaft aber grds. in der Lage sein kann, deutete sie am Ende der Test-und Vorbereitungswochen an, als sie letzten Samstag daheim dem Bundesligaabsteiger Hannover 96 ein 3-3 abrang.
Das gesamte Szenario deutet irgendwie auf eine „enge Kiste“ am Samstag hin!
Trotz aller sportlicher Rivalität freut es uns aber, dass sich die beiden Fangruppierungen aus Halle und Erfurt auch sehr nahe sind und in der Vergangenheit immer gut verstanden haben. Die Fans des RWE und des HFC verbindet sogar eine langjährige und intensive Freundschaft. Um dieses friedliche Miteinander öffentlich zu demonstrieren, haben sich die beiden Fanszenen für einen gemeinsamen Gang vom Hauptbahnhof in das Steigerwaldstadion verabredet. "Wir freuen uns ganz besonders, dass der Saisonauftakt in der nun bald fertiggestellten neuen Arena, unter Freunden stattfindet. So erwartet alle Besucher eine ganz tolle Fußballatmosphäre. Eine Stimmung auf die wir jetzt schon so lange gewartet haben", so RWE- Vizepräsident Thomas Kalt, der für die Fanbelange im Präsidium bei Rot- Weiß verantwortlich ist.
Erstmals werden zum Saisonauftakt alle vier Tribünen in der neuen Arena den Besuchern zur Verfügung stehen. Der RWE rechnet mit rund 8000-8500 Besuchern, würde sich aber freuen, wenn diese Prognose übertroffen wird. Thomas Kalt erinnert in diesem Zusammenhang auch noch einmal an die offizielle Stadioneinweihug in gut zwei Wochen: "In der Halbzeit und nach dem Spiel haben alle Besucher die Gelegenheit sich Karten für die Eröffnungsfeier am 14.08. an ausgewählten Kassenhäuschen vor der Arena zu kaufen!" Angesichts des bunten Programms rund um das Spiel gegen Mainz 05 sollte sich jeder Besucher, der noch keine Karten für die Eröffnungsfeier hat, schnell noch die Tickets sichern.
Ein Wort noch zur Bilanz aller bisherigen Spiele gegen den HFC: Das letzte Treffen im Steigerwaldstadion liegt nur wenige Wochen zurück. Anfang März dieses Jahres trennten sich beide Teams 1-1. Erb hatte Erfurt früh durch einen Elfmeter in Führung gebracht, Lindenhahn per Kopfball kurz vor der Pause bereits zum Endstand ausgeglichen. Die „All-Time-Bilanz“ aller Begegnungen zwischen beiden Teams ist nach dem Krieg ebenfalls nahezu ausgeglichen: in 75 Spielen gab es 29 Sieg für Erfurt, 16 Remis und 30 Erfolge für Halle. Torverhältnis : 119:119.
Das Spiel entfaltet ein solches öffentliches Interesse, dass es u.a. auch in der ARD-Sportschau gezeigt wird.