Seit Gründung der 3. Liga vor 9 Jahren ist nur "Thüringens Nr.1" durchgängig dabei. 341 Spiele oder 30690 Minuten liegen seither hinter dem Traditionsverein aus der Blumenstadt. Die Serie darf nicht reißen. Die imaginäre Uhr darf nicht ablaufen. Der Dino muss und will überleben. Im "Endspiel" gegen Großaspach wird sich dabei auch zeigen, wie sehr die Menschen aus der Stadt und dem Umland dem Klub dabei helfen wollen und werden. Denn kein Spiel der letzten 13 Jahre war wichtiger als dieses.
Als die Mannschaft von Stefan Krämer am letzten Samstag in Rostock kurz nach der Pause den Ausgleich schlucken mußte und bald darauf die Kunde kam, dass Werder Bremen II zeitgleich in Frankfurt nicht nur in Führung gegangen war, sondern in den nächsten Minuten Tor um Tor erzielen würde, da waren alle geschockt. Da auch Paderborn seinen knappen 1-0 Vorsprung bis zum Ende hielt, rutschte Rot-Weiß trotz eines aufopferungsvollen Kampfes durch den Treffer des Bremers Schmidt zum 4-0 für die Hanseaten in der 85. Minute schließlich sogar für 2 Minuten zum ersten Mal seit dem 1. Spieltag auf einen Abstiegsplatz. Dann kam Christopher Bieber und stellte mit seinem Siegtreffer, vier Minuten vor dem Abpfiff, den alten Punkteabstand zu Paderborn und Bremen wieder her.
Die Ausgangslage vor dem „Finale“ am Samstag
Doch auch wenn wir den Klassenerhalt dadurch am Samstag beim "Saisonfinale" gegen Großaspach selbst wieder in der eigenen Hand halten, so kommt der veränderten Situation beim Torverhältnis von Werder Bremen möglicherweise nun eine große Bedeutung zu. So sieht es im Augenblick aus:
16. Rot-Weiß Erfurt 30-46 Tore (Differenz - 16 Treffer) 44 Punkte
17. SC Paderborn 38-57 Tore (Differenz - 19 Treffer) 43 Punkte
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18. Werder Bremen II 31-48 Tore (Differenz - 17 Treffer) 42 Punkte
Eine dieser drei Mannschaften wird es nach den letzten 90 Minuten dieser Saison nicht schaffen über dem Strich zu bleiben. Wir spielen z.H. gegen Sonnenhof Großaspach, Paderborn muss nach Osnabrück und Werder empfängt den VfR Aalen. Es ist müssig darüber zu spekulieren, wer die schwerste Aufgabe hat. Alle drei Mannschaften treffen auf Teams, die mehr oder weniger frei von höheren Zielen sind, also unbeschwert aufspielen können. Aber gerade weil das so ist, sind Ergebnisse möglich, die man jetzt noch nicht ahnt.
Folgende Konstellationen sind aus unserer Sicht denkbar:
1.
Alle drei bedrohten Mannschaften gewinnen, verlieren oder spielen unendschieden im "Gleichschritt". Dann würde Werder Bremen neben Mainz 05 II und dem FSV Frankfurt absteigen. Erfurt wäre neben Paderborn gerettet.
2.
Erfurt spielt unendschieden, die Konkurrenz aus Bremen und Paderborn gewinnt dagegen, dann wäre der RWE, wenn es kein Remis mit hohem Toranteil ist u.U. auch bei einem knappen Bremer Sieg abgestiegen, da dann zwar die Tordifferenz gleich wäre, die Anzahl der im Ergebnis aber womöglich mehr erzielten Treffer den SV Werder retten würde. Eine ganz haarige Variante, die sich in einigen denkbaren Möglichkeiten abspielen könnte. Im heikelsten Falle gewinnt Bremen 1 : 0 und RWE spielt 2:2. Dann hätten RWE und Bremen II sowohl dieselbe Punktzahl als auch identisches Torverhältnis. §46 der Spielordnung des DFB würde dann greifen und auf den direkten Vergleich beider Mannschaften abstellen.Danach hätte Bremen die Nase vorn (1-0/1-1) und würde in der Liga bleiben. Erfurt stiege ab, weil wir das Hinspiel in Bremen verloren.
3.
Erfurt spielt unendschieden, Bremen gewinnt, aber Paderborn spielt an der Bremer Brücke auch nur unendschieden, dann stiege der SCP ab, Erfurt wäre durch.
4.Erfurt verliert, Bremen gewinnt, Paderborn spielt unendschieden. Dann kommt es auf die Höhe der Erfurter Niederlage an. Fällt sie nicht mit mehr als 2 Toren Differenz aus, dann rettet sich der RWE mit einem Tor in der Differenz und Paderborn müsste in die Regionalliga. Fällt sie dagegen mit drei und mehr Toren aus, dann ist Erfurt weg, da Paderborn mehr eigene Tore als der RWE geschossen hat.
5.
Erfurt ist selbst bei einer eigenen Niederlage, unabhängig von dem, was Paderborn macht, dann gerettet, wenn Werder gegen Aalen verliert oder nur Unentschieden spielt.
Herzschlag-Finale ?
Wird es also ein Herzschlag-Finale, das vielleicht noch spannender wird als jenes in der Vorsaison, an dem wird gottlob nicht beteiligt waren. Seinerzeit musste bei Punktgleicheit am Ende Kickers Stuttgart wegen nur eines fehlenden Tores gegenüber Wehen Wiesbaden und Werder Bremen II, die also schon Erfahrung in diesen Dingen haben, den Gang in die 4. Liga antreten. Die Entscheidung in diesem "Dreikampf" fiel damals durch ein Tor von Alf Mintzel für Wiesbaden in der 4. Minute der Nachspielzeit und knockte Stuttgart aus ! Was auf uns zukommt, ist also an Spannung u.U. kaum zu überbieten. Das sollte eigentlich dazu führen, das "halb Erfurt und sein Umland" sich am Samstag auf die Beine macht, um im Steigerwaldstadion der eigenen Mannschaft dabei zu helfen, am Ende nicht ins Gras beißen zu müssen . Denn ein solches "Finale" ist allemal wichtiger als ein Freundschaftsspiel etwa gegen Borussia Dortmund. Dieses Spiel kann und wird nachgeholt werden. Am Samstag aber kann nach dem Abpfiff nichts mehr nachgeholt werden. Diesmal geht es um mehr. Diesmal geht es um um alles. Diesmal geht es um die Existenz des FC Rot-Weiß Erfurt ! Oberbürgermeister Andreas Bausewein hat deshalb auch die Bevölkerung angesprochen und bittet darum den Klub im Steigerwaldstadion zu unterstützen.
Wie bereitet sich unsere Mannschaft vor?
auch nicht, dass der RWE vor diesem letzten Spieltag als heimschwächstes Team aufläuft. Alle sind zuversichtlich. Keiner wirkt gehemmt oder ängstlich. Was derzeit Sorge bereitet sind vielmehr die Trainingsverletzungen von Luka Odak (Sprunggelenk) und Daniel Brückner. Der Routinier ist umgeknickt und hat sich an der Fußwurzel verletzt. Der in Rostock mit leichter Gehirnerschütterung ausgewechselte Jens Möckel ist dagegen wieder voll auf dem Dampfer.
Trainer Stefan Krämer erwartet von Sonnenhof Großaspach, das nach dem Spiel gleich zu einem einwöchigen Mallorca-Urlaub aufbricht, keine Geschenke. Krämer: "Wir wollen auch nichts geschenkt haben. Wir wollen aus eigener Kraft bestehen. Am Ende ist man immer selbst verantwortlich, wieviel Punkte zu Buche stehen". Das es nicht leicht wird gegen die SG Sonnenhof, ist ohnehin klar. "Die Gäste beherrschen das Umschaltspiel und haben sehr viel Tempo in der vordersten Linie", weiß der Trainer. Carsten Kammlott: "Es ist für mich vielleicht das bedeutungsschwerste Spiel meiner Karriere. Aber ich denke positiv. Vielleicht kann ich ja mal wieder einen reinstolpern". Das könnte dann im konkreten Falle sogar das wichtigste Tor seiner Karriere sein. Wichtiger als all die wunderschönen und spektakulären Treffer, die er bereits erzielt hat.
Aus naheliegenden Gründen wird es vor der Begegnung nicht die sonst bei letzten Heimspielen einer Saison üblichen Spielerverabschiedungen geben. Das ist in der noch offenen Situation einfach nicht möglich.
Das RWE-TV meldet sich mit ersten Eindrücken aus dem Stadion gegen 13.15 Uhr. RWE-Radio und RWE-Ticker verfolgen dann live die Schicksalspartie. Gegen 15.22 Uhr sind wir alle schlauer, wohin die Reise künftig geht.
18.05.2017 \ 1. Mannschaft