Wieder traten treue 4.650 Rot-Weiß-Fans frustriert den Gang nach Hause an. Zwei Siege haben sie am Steigerwald seit Juli 2017 gesehen – im Thüringenderby im September 2017 sowie vor rund 4 Wochen gegen Spitzenreiter 1. FC Magdeburg. Dankeschön all diesen Fans, die trotzdem Spiel für Spiel ins Steigerwaldstadion kommen.
Es bleibt aktuell für RWE bei Platz 20 und der Roten Laterne. Zwar ist man punktgleich mit dem SV Werder Bremen II. Allerdings gibt es zu Platz 17 als ersten Nichtabstiegsrang bereits einen Rückstand von 10 Punkten. Dazu kommt noch ein Punktabzug von einem Punkt durch den DFB in Sachen Lizenz, der noch nicht in der aktuellen Tabelle erfasst ist. Insbesondere das aktuelle Torverhältnis wiegt schwer. 13 Spiele sind noch zu spielen und 39 Punkte zu erwerben. Um annähernd Chancen auf einen sportlichen Klassenerhalt zu haben, muss Rot-Weiß aus diesen verbleibenden Spielen mindestens 25 Punkte holen. Theoretisch machbar. Ob die Mannschaft das praktisch wirklich schaffen kann, ist ungewiss.
Der „Dino" der Liga 3 läuft nach 10 Jahren in dieser Liga Gefahr, erstmalig in seiner Vereinsgeschichte überhaupt viertklassig zu werden.
Als um 14:00 Uhr Schiedsrichter Lasse Koslowski die Partie anpfiff, sorgten die in roten Hosen und weißen Hemden startenden Hausherren gegen die ganz in blau agierenden Aalener für den ersten Aufreger. In der 2. Minute drang Carsten Kammlott in den Strafraum ein und „Chipper „ tat so etwas wie chippen. Ein an sich absolut harmloser Ball, bei dem Aalens Ersatztorwart Raif Husic komplett daneben griff und die Geschichte richtig scharf machte. Der Ball kullerte wenige Zentimeter am rechten Pfosten vorbei. Zu kurios wäre diese Situation gewesen, wenn sie zu einem RWE-Tor zur frühen Führung geführt hätte. Im weiteren Spiel war das jedoch der einzige Patzer von Aalens Schlussmann Husic, der sich erheblich steigerte und gelegentlich bei Distanzschüssen von Rot-Weiß gefordert war. Ansonsten verlebten er und Vorderleute samt Aalens Trainer Peter Vollmann an der Seitenlinie einen eher unaufgeregten Nachmittag bei schönem Sonnenschein im Steigerwaldstadion.
Die Historie des Spieles ist dann schnell erzählt. Dem VfR Aalen reichte eine durchschnittliche Drittligaleistung zu diesem Sieg in Erfurt. Bedächtiger Spielaufbau herrschte bei den Ostälblern vor. Da wurde zuerst viel der Ball in den eigenen Reihen gehalten sowie zwischen Abwehrkette und defensivem Mittelfeld der Ball laufen gelassen. Bis sich dann Aalen immer einmal zu einer Aktion im Vorwärtsgang entschloss. Zumeist dann auf den Außenbahnen über Morys, Preißinger, Bär oder Schnellbacher. Die RWE-Defensive hatte das lange Zeit auch im Griff, stellte die Aalener, nahm ihnen den Ball wieder ab, gestattete ihnen eigentlich nichts. Es ist lobenswert, dass RWE dann seinerseits bemüht war, sofort den Weg nach vorn zu suchen in die Reihen eines eventuell unsortierten Gegners. Egal jedoch, was Rot-Weiß dabei probierte – Torabschlüsse oder hochkarätige Chancen erspielte man sich in Halbzeit 1 nicht.
Auf den Außenbahnen hatte Crnkic Probleme, sich wahlweise gegen Traut oder Geyer durchzusetzen, kam kaum an den VfR-Außenverteidigern vorbei. Auf der rechten Seite wurde es mit Odak, Kurz und Kammlott gelegentlich lebhafter. Allein die zwingende Aktion bis vor das Tor blieb aus. Und auch zentral war es nur einmal der nimmermüde und kämpferisch gute Bastian Kurz, der mit einem Distanzschuss aus etwa 18 Metern an Husic scheiterte (15.). Und so rannten bemühte Gastgeber gegen unaufgeregte, souveräne Aalener erfolglos an. Weil Rot-Weiß offensiv oft überhastet spielte, mit technischen Fehlern in der Ballverarbeitung behaftet war, falsche Laufwege gegangen wurden, Abspiele zu spät erfolgten, gut postierte Mitspieler übersehen wurden in manchen Szenen, zu viele Fehlpässe Ballverlust bedeuteten, mangelnde Resolutheit und Körperlichkeit in den Zweikämpfen sie oft nur an die Strafraumlinie kommen ließen. Keiner hatte eine wirkliche Idee und ein probates Mittel, wie man vor das Tor von Husic kommt und ein Tor erzielt.
In der 32. Minute dann erster ernsthafter Warnschuss der Ostälbler vor unserem Tor. Preißinger kommt im Strafraum halblinks aus gut 12 Metern zum Abschluss – Klewin muss parieren und den Einschlag verhindern. 35. Minute – an der linken Seitenlinie Höhe Mittellinie wird erneut Preißinger nicht resolut attackiert, schiebt den Ball ins zentrale Mittelfeld zu Stanese. Der Kanadier sofort direkt mit flachem Pass über gut 25 Meter tief in die Spitze und in unseren Strafraum punktgenau auf Schnellbacher – sowohl Möckel als auch Kaffenberger sind so aus dem Spiel genommen, kommen nicht hinterher. Verlieren auch noch ihre Gegenspieler Morys und Schnellbacher aus den Augen beim Versuch, auf abseits zu spielen. Kwame steht mutterseelenallein gegen Schnellbacher und den mitgelaufenen Morys im Strafraum. Beim Abwehrversuch spitzelt Kwame zwar Schnellbacher den Ball vom Fuß, legt ihn dabei jedoch dem daneben stehenden Morys maßgenau auf. Der bedankt sich und kann seelenruhig aus gut 12 Meter halblinks gegen den anstürmenden Klewin in die Tormitte verwandeln – 1:0 für den Erfurter Gast. Morys schießt sein 11. Saisontor, sein erstes Auswärtstor der Saison überhaupt – in Erfurt. Kwame darf sich die Schelte der Kollegen anhören ,die ihn eigentlich durch ihre Fehler in diese unglückliche Situation brachten. Der VfR Aalen zeigte dem RWE in der Entstehung des Tores, wie man mit 3 genauen Pässen und einem feinen Spielzug ein Tor erzielt und den Gegner schachmatt setzt. Bis zur Pause erholte sich RWE nicht mehr vom Gegentor.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit kommt kurzzeitig das Gefühl auf, das Rot-Weiß mit aller Macht das Spiel drehen will. Das Einzige, was Rot-Weiß dabei aufholt bis zum Spielende ist das Eckenverhältnis, bei dem bis dato die Gäste führten. 7:5 Eckbälle brachten RWE auch keine Ausbeute durch einen Standard, obwohl Möckel und später der eingewechselte Bieber sich in diesen Situationen vorn postierten. Auch ein Freistoß von Bergmann (48.) oder Distanzschüsse von Huth (70.), Kaffenberger (76./88.) sowie ein feiner satter Schuss aus der Drehung von der linken Seite von Lauberbach (50.) konnten Husic nicht überwinden. Direkt im Strafraum gab es so gut wie keine gefährliche Szene von RWE – abgesehen vom letzten Eckball, als selbst Torwart Philipp Klewin in der Nachspielzeit am langen Pfosten den Ball nicht mehr voll erwischte und daneben setzte. Mit fortlaufender Spielzeit wurden die Spielzüge von Rot-Weiß immer hektischer und unpräziser unter dem Druck von Zeit, Rückstand sowie Gewinnenmüssen. Die oft unpräzisen Zuspiele und Ballverluste von Rot-Weiß verwertete der VfR Aalen immer nach demselben Muster. Langer Ball in die RWE – Hälfte und ein Abnehmer fand sich meist immer. Letztlich gab es dann daraus noch zwei gefährliche Situationen durch Preißinger (62.) und erneut Morys (63.), bei denen Klewin mit allem Können einen höheren Rückstand verhinderte. Um 15:54 Uhr pfiff Schiedsrichter Lasse Koslowski das Spiel ab – Aalens Trainer Peter Vollmann hatte nach 6 Jahren und insgesamt 8 Spielen mit einer von ihm betreuten Mannschaft erstmalig wieder ein Spiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt gewonnen. Und das am Ende dann wohl auch nicht ganz unverdient.
Am nächsten Sonntag steht das Thüringenderby an. Für das hat sich Luka Odak selbst gesperrt mit seiner zehnten Gelbe Karte. In der 29. Minute des Spieles gegen die Ostälbler musste Carsten Kammlott verletzungsbedingt nach einem Pressschlag ausgewechselt werden. Der Einsatz zum Thüringenderby ist auch erst einmal fraglich. Ein Thüringenderby ist mental immer noch etwas anders als ein normales Punktspiel. Unter der Woche wird die Mannschaft einatmen müssen, das es da auch um Fragen wie Ehre und Stolz geht. Nämlich ausgerechnet bei diesem Derby nicht abgeschossen und beim Erzrivalen gedemütigt zu werden. Das sollten 850 mitreisende Fans im ausverkauften Gästeblock und viele Rot-Weißen zu Hause nicht erleben müssen.
Viel Arbeit also für das Trainerteam unter der Woche.
RO
Auf RWE.tv gibt es bereits die Stimmen zum Spiel: https://www.rwe.tv/video/25-Spieltag-FC-Rot-Weiss-...
18.02.2018 \ 1. Mannschaft