Sonntag treffen gravierende Unterschiede in Liga 3 aufeinander ebenso wie uralte deutsche Fußballtradition beim angesetzten Spiel zwischen dem FC Rot-Weiß Erfurt am Tabellenende und einem ambitionierten, nach dem Aufstieg strebenden Karlsruher SC.

Beide Vereine gehörten im Jahr 1900 zu den Gründungsmitgliedern des DFB. Ihre historischen Begegnungen waren durch die innerdeutsche Teilung und später Klassenunterscheide eher selten.

Ganz ähnlich wie nach dem Abstieg 2012, hatte der KSC auch 2017 sehr viel Mühe, sich in der Liga 3 zurecht zu finden mit einem sehr holprigen Saisonstart. Kurzzeitig war man sogar in Berührung mit den Abstiegsplätzen. An den ersten 11 Spieltagen holte der KSC nur 3 Siege, 3 Remis und kassierte 5 Niederlagen. Zeitweise stand der KSC in der Tabelle sogar hinter Rot-Weiß Erfurt.

Seitdem landeten die Badener jedoch eine Serie von 17 Spielen ohne Niederlage – bei denen sie allein 11 Siege holten sowie 6 Remis erreichten.

Noch auffälliger ist jedoch beim KSC, dass er seit der Amtsübernahme durch den Ex-RWE-Trainer Alois Schwartz vorm 7. Spieltag in den seitdem 22 Partien in 15 Spielen „zu Null“ spielte. Das ist fast sensationell und Ligaspitzenwert. Darüber hinaus auch die Grundlage dafür, dass der KSC von Platz 17 am 7.Spieltag als absolutem Tiefpunkt der Saison heute auf Platz 3 steht und tatsächlich unter Alois Schwartz noch ein gewichtiges Wort um den Aufstieg mitreden wird. Ganze 3 Punkte trennen die Badener noch vom 1. FC Magdeburg und dem SC Paderborn.

Die Auswärtsbilanz der Badener zeigt, dass sie im Zweifelsfall das Remis mitnehmen. Bei 14 Auswärtsspielen holten sie nur 3 Siege – diese allerdings in Rostock, Paderborn und Halle. Dazu gab es 6 Punktteilungen und immerhin 5 Niederlagen. Die letzte Auswärtsniederlage des KSC datiert allerdings auch schon auf den 1. Oktober 2017 in Meppen. Das ist über 5 Monate her.

Alois Schwartz hat also ganz viel richtig gemacht mit seinem KSC und personell ist er sehr gut aufgestellt.

Lediglich Andreas Hoffmann fehlt, der jedoch kein Stammspieler ist. Ansonsten hat Alois Schwartz Zugriff auf den vollen Kader ohne verletzte und ohne gesperrte Spieler.

Eine seit Monaten eingespielte Abwehr um Torwart Uphoff sowie gestandene Abwehrspieler wie Pisot sowie Gordon einerseits und den jungen dynamischen Außenverteidigern Bader und Föhrenbach andererseits sind die Grundlage, dass ein Gegner meist wenig bis keine Torchancen bekommt. Das kompakte Mittelfeld mit den Defensiven Mehlem und Wanitzek lässt oft auch wenig zu und unterstützt den eigenen Spielaufbau über die jungen Außenbahnspieler Camoglu sowie Muslija. Eingebunden wird der „Oldie“ Anton Fink, der – anders als noch in Chemnitz – eher nicht der gefürchtete Torjäger ist, sondern zumeist offensiver Ballverteiler. - dennoch bereits mit 5 Toren auf dem Konto. Wenn dieses Karlsruher Spiel mit zentraler Achse erfahrener Spieler und schnellen jungen Außenspielern funktioniert, dann taucht ganz vorn ein Fabian Schleusener auf, der in 28 Spielen bereits 13 mal einnetzte und 3 Vorlagen lieferte.

Wer dann noch Spieler wie Orlishausen, Stoll, Bülow, Stroh-Engel, Lorenz oder Pourie auf der Bank hat, muss sich sicher keine Sorgen machen.

So wurde zuletzt die SG Sonnenhof Großaspach souverän mit 3:1 aus dem Wildparkstadion geschickt.

Taktisch favorisiert Schwartz für dieses Funktionieren der Badener immer wieder Systeme wie 4-4-1-1, 4-2-3-1 oder 4-4-2 mit Doppelsechs. Er setzt zu allererst auf eine gut funktionierende Defensive mit schnellem Umkehrspiel nach Ballgewinn.

Auch Rot-Weiß Erfurt erwischte es damit im Hinspiel.

Angesichts der Stärken des KSC in dieser Saison und der dürftigen Heimbilanz von Rot-Weiß steht vor der Mannschaft ein harter Brocken. Die beste Defensive der Liga gegen die schlechteste Offensive der Liga. Dazu das Trauma der 90.Minute bei RWE aus den letzten Spielen.

Aber immer genau dann, wenn dem FC Rot-Weiß sowieso niemand etwas zutraute, schlug die Mannschaft überraschend zu. Das mussten in der Rückrunde bereits der 1.FC Magdeburg und der SC Paderborn erfahren. Gelingt es den Jungs von Stefan Emmerling, aus den Vorstellungen im Derby und in Unterhaching noch eine Schippe oben drauf zu legen und auch dem dritten Aufstiegsaspiranten ein Bein zu stellen?

Erkämpfen muss es mit hoher Wahrscheinlichkeit dieselbe Mannschaft wie in Unterhaching. Auf Knoll, Kammlott, Neuhold sowie Ludwig kann Trainer Stefan Emmerling weiterhin nicht zurückgreifen. Gesperrt oder von Sperren bedroht ist aktuell auch Spieler.

Und so haben denn alle anderen im Kader die Chance zu beweisen, das sie eigentlich besser sind als der aktuelle Tabellenplatz und auch ein Karlsruher SC bezwungen werden kann. Auch für das eigene Selbstbewusstsein und für die eigene Entwicklung nach dieser Saison.

Weil man den Jungs in Rot-Weiß das schlicht auch zutrauen kann, wieder für eine Überraschung zu sorgen, kann man den Kaffee bei der Schwiegermutter gern abbestellen und sich aufmachen in das Steigerwaldstadion , im besten Falle die Schwiegermutter sogar mitnehmen.

RO

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09.03.2018 \ 1. Mannschaft