Die gut 17000 Zuschauer in der Magdeburger MDCC-Arena sahen ein einseitiges Spiel. Der 3-0 Erfolg der Hausherren war hochverdient und nie gefährdet. Erfurt enttäuschte auf ganzer Linie, auch wenn ein halbes Dutzend etablierter Spieler verletzt passen mussten.
Was für ein rabenschwarzer Tag für den RWE. Kurz vor dem Anpfiff des Derbys beim 1. FC Magdeburg wurde bekannt, dass neben den ohnehin schon zahlreichen verletzten Spielern in Stefan Krämers Kader auch Carsten Kammlott noch ausfiel. Seine ihn schon lange beschäftigenden Probleme im Nacken waren wieder aufgebrochen und ließen den Einsatz des Stürmers nicht zu. Als die "Notelf" dann nach einer halben Stunde Spielzeit bereits von den Elbestädtern überrannt worden war, konnte man nur hoffen, dass es kein Debakel geben würde.
Das Unglück nahm bereits nach drei Minuten seinen Lauf. Nach Flanke von Philip Türpitz beging Luka Odak einen haarsträubenden Stellungsfehler und wurde dann von Michael Niemeyer auch noch vor dessen Führungstor (3.) gleich mehrfach genarrt. Schlechter hätte der Auftakt gar nicht verlaufen können. Alle Taktik war nach dieser hanebüchenen Abwehrleistung über den Haufen geworfen. Die Gastgeber, in der Vorwoche noch in Großaspach unter die Räder gekommen, drehten jetzt richtig auf. Neuzugang Philip Türpitz avancierte dabei zum "Mann des Spiels". In der 26. und 28. Minute erhöhte er mit einem Doppelpack auf 3-0. Zunächst drosch er den Ball aus 25 Metern zum 2-0 in die Maschen des Erfurter Tores, wobei Christopher Bieber den Ball noch unglücklich abfälschte, Sekunden später nagelte er das Spielgerät aus spitzem Winkel in den linken Torgiebel. Nach nicht einmal einer halben Stunde war die Partie entschieden. Magdeburg war in allen Belangen besser, spielte schnell, präzise und weiträumig, kombinierte gekonnt und ließ unsere Mannschaft wie Statisten aussehen. Wenige Augenblicke vor der Pause vergab Magdeburg sogar noch das 4-0, als Michael Niemeyers Schuß aus acht Metern Torentfernung von Florian Neuhold in allerhöchster Not so gerade noch über das Tor gelenkt werden konnte.
Wir hatten im ersten Durchgang nach dem frühen Gegentor keinen richtigen Zugriff und begleiteten den Gegner nur
RWE-Manager Torsten Traub zur Halbzeit
Wir müssen im zweiten Durchgang zusehen nicht unter die Räder zu kommen
Der verletzte Carsten Kammlott in der Pause
Nach dem Wechsel sah das Publikum für vielleicht zehn Minuten eine andere Erfurter Mannschaft. Alexander Ludwig war für Waseem Razeek gekommen. Endlich regte sich etwas Leben im Team. Doch ein paar hübsch anzusehende Ballstafetten brachten keine Torgefahr. Dann wieder Magdeburg, wenn auch nicht mehr mit dem Schwung und Elan der ersten Halbzeit. Man schonte sich ersichtlich, denn der Spielstand war klar und deutlich und eine englische Woche steht bevor, in der man seine Kräfte einteilen muss. Dann das nächste Unglück für den FC Rot-Weiß. Der schon gelb belastete heutige Kapitän, Christoph Menz, wurde nach einem angeblichen Foul im Mittelfeld mit Gelb-Rot des Platzes verwiesen. Samir Benamar kam kurz darauf für Daniel Brückner und Elias Huth für Christopher Bieber, der an der Magdeburger Dreierkette förmlich zerschellt war. In zahlenmäßiger Überlegenheit wurden die Hausherren plötzlich wieder aktiver. Zwei hundertprozentige Torchancen, jeweils Kopfbälle von Björn Rother, blieben aber ungenutzt. Beim ersten Mal rauschte der Ball knapp rechts am Pfosten vorbei, beim zweiten Versuch traf der Neuzugang aus Bremen nur das Lattenkreuz. So blieb es beim 3-0 für Magdeburg.
Am Ende war es gelungen ein Debakel zu verhindern - mehr auch nicht. Mit der heutigen Vorstellung wird die Mannschaft aber am Dienstag gegen Hansa Rostock auch nichts ausrichten können, denn sie schoß nur zweimal in 90 Minuten auf das gegenerische Tor (durch Bastian Kurz), ohne dies jedoch zu treffen. Magdeburgs Torwart Jan Glinker verlebte einen denkbar ruhigen Nachmittag. Was man angesichts der personellen Ausfälle, zu denen sich jetzt auch noch der gesperrte Christoph Menz gesellt, aber tun kann, bleibt fraglich. Stefan Krämer ist jedenfalls nicht zu beneiden.
Wir wußten von Beginn an, dass wir nur eine Chance haben würden, wenn es lange Null zu Null stehen würde, eine hoffnung, die durch das frühe Gegentor schnell dahin war.
Trainer Stefan Krämer
Sicher haben viele Spieler gefehlt. Aber davon abgesehen hat uns jeglicher mumm gefehlt hier zu bestehen.
Christopher Bieber
Statistik:
Tore :1:0 Niemeyer (4.), 2:0 Türpitz (26.), 3:0 Türpitz (28.)
1. FC Magdeburg: Glinker - Schiller, Hammann, Handke - Butzen, Sowislo (64. Erdmann), Rother, Türpitz (80. Müller), Niemeyer - Ludwig (71. Düker) - Beck
Rot-Weiß Erfurt: Klewin - Odak, Neuhold, Menz, Brückner (65. Benamar) - Dabanli, Biankadi - Rüdiger, Razeek (46. Ludwig), Kurz - Bieber (70. Huth)
Zuschauer: 17.140
Gelb-Rot: Menz (61./Erfurt/wiederholtes Foulspiel)