Letzten Samstag gab es bei Rot-Weiß und den Stuttgarter Kickers gleichermaßen abermals hängende Köpfe. Bei Teams verloren ihre Spiele zwar nur knapp, aber zum wiederholten Male. Inzwischen keimt im Umfeld beider Vereine zunehmend Unruhe auf.
Die Situation bei den Kickers aus Stuttgart ist womöglich derzeit noch problematischer als in Erfurt. Seit sechs Spielen gab es keinen Dreier mehr. Von 18 möglichen Punkten ergatterten die „Blauen“ zuletzt nur einen kümmerlichen Punkt. Besonders bitter waren dabei die Derbyniederlagen gegen den VfB und gegen Großaspach. Konsequenz: Die Kickers, vor der Saison hochgehandelt, sind "meilenweit" von der Spitzengruppe entfernt. Mit lautstarken „Aufhören“-Rufen wurden sie am letzten Wochenende nach dem 1-2 gegen den (Vereins-)Namensvetter aus Würzburg erstmals in dieser Saison vom eigenen Anhang richtig giftig in die Kabine verabschiedet. Ständige Beobachter der Mannschaft aus dem Stuttgarter Stadtteil Degerloch vermissen derzeit vor allem den Teamgeist der Vorsaison. Den „Knick“ soll es gegeben haben, als das Team von Horst Steffen im Vorjahr „nur“ Vierter wurde und Kiel die Relegation überlassen musste. Manche Spieler sollen das noch nicht verkraftet haben, behaupten Insider. Personalisiert wird diese Deutung an der bisher wenig zufriedenstellenden Leistung des schon 32jährigen Spielführers Marchese. Das der Trainer im Frühjahr zudem Angebote erhielt seine gute Arbeit in Stuttgart auch anderswo unter Beweis zu stellen und einige Zeit überlegte dies womöglich auszuprobieren, verunsicherte manchen Stuttgarter wohl auch. Aber der zweifelsfrei gute Trainer Horst Steffen kämpft um die Wende zum Besseren. Doch weil vor der Saison vielleicht zu viele „Talente“ geholt wurden, ist dies eine Sisyphusarbeit. Seine derzeit größte Baustelle ist die Abwehr. Gerade die Innenverteidigung wackelte zuletzt bedenklich. Nun erwartet er von seinen Leuten endlich eine Reaktion. Auch wenn sein Präsident Rainer Lorz ihm in den Stuttgarter Nachrichten den Rücken stärkt („Wir hinterfragen alles kritisch. Wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen, kann die Krise auch eine Chance sein, dann werden wir gestärkt daraus hervorgehen“ ), weiß Horst Steffen um die Lage.
Was bei den Kickers auf Horst Steffen einprasselt, gilt bei Rot-Weiß auch für seinen Kollegen Christian Preußer. Alle mögen ihn, schätzen seine Art, wünschen ihm und seinen Jungs endlich einen luftverschaffenden Dreier. Punktgleich mit Cottbus zu sein, das auf dem ersten Abstiegsplatz liegt, ist kein angenehmes Gefühl. Anders als bei den Stuttgarter Gästen war die Rot-Weiße Abwehr dabei zuletzt zwar weniger Preußers Sorgenkind, dafür schmerzt das harmlose Angriffsspiel. In der Summe sind die letzten Auftritte insgesamt nicht minder bedenklich, als die Darbietungen der Stuttgarter Kickers. Auch in Erfurt warten alle Verantwortlichen und nicht zuletzt die Fans auf den Befreiungsschlag, auf ein „Yes we can“ der Mannschaft.
Nur bedingungsloser Einsatz von der ersten bis zur letzten Minute kann diesen Erfolg bringen. Alle werden bis zum Umfallen spielen und kämpfen müssen, wollen sie ihren sympathischen Trainer nicht in Bedrängnis bringen. Kerle sind gefragt, die wissen, was auf dem Spiel steht. Preußer selbst sagt: „Ich nehme die zunehmende Kritik wahr. Aber mehr als gut arbeiten können wir auch nicht. Das haben wir in dieser Woche wieder getan. Und wir haben intensiv miteinander gesprochen. Ich habe das Gefühl, dass wir ganz eng beisammen sind. Natürlich muss sich das auch mal wieder in einem Ergebnis wiederspiegeln. Ich glaube, die Jungs werden sich zerreißen“. Das der kommende Gegner selbst seiner Form hinterherläuft, interessiert die Mannschaft und den Trainer nicht. „Das bringt uns auch keinen Bonuspunkt. Die können es nämlich besser, als zuletzt gezeigt. Genau wie wir“, sagt Christian Preußer.
Verzichten muss er wieder auf den gesperrten Carsten Kammlott, sowie die verletzten Akteure Fabian Burdenski und Luka Odak. Dafür kehrt Sebastian Tyrala wieder in die Mannschaft zurück. Gefreut hat sich der Trainer zudem, dass seit dieser Woche Jens Möckel wieder trainiert. Nach ewig langer Auszeit zwar nur alleine mit Norman Loose, aber immerhin, es geht wieder aufwärts.
Die jüngste Bilanz: Die letzten drei Heimspiele gegen die Kickers konnten nicht gewonnen werden (2 Niederlagen, ein Remis)
Das wichtige Heimspiel wird im RWE-Radio und vom RWE-Ticker übertragen. Bilder zeigt "Sport im Osten" später (ab 16.30 Uhr) in einer Zusammenfassung.