Der SVW Wiesbaden ist im Frühjahr nur knapp dem Abstieg entgangen. Knapp? Vielleicht ist das nicht der treffende Ausdruck. Es war mehr als knapp. Wiesbaden war Teil des wohl bis dato wahnsinnigsten Abstiegskrimis den die Liga bisher gesehen hat.

Im „Fernduell“ mit Werder II und den Stuttgarter Kickers konnte sich Wiesbaden am 14. Mai, dem letzten Spieltag der alten Saison, nur Dank eines Treffers von Alf Mintzel in der 94. Minute (!!!) zum 3-1 gegen die U23 des VfB Stuttgart retten. Ein 2-1 hätte bei Punktegleichheit nicht gereicht.

So spannend wollen sie es beim SVWW nie mehr werden lassen, weshalb sie sich seit Beginn der neuen Spielzeit mächtig ins Zeug gelegt haben. Das Zwischenergebnis dieser Bemühungen nach 12 Runden: Sie liegen auf Rang 8 und stellen nach Aalen das beste Auswärtsteam. In sechs Begegnungen auf des Gegners Platz konnten sie bemerkenswerte 11 Punkte einsammeln.

Was ist da anders geworden? Die häufigste Antwort lautet: Der Trainer, Torsten Fröhling, bringt seine Handschrift zur Geltung. Fröhling übernahm das taumelnde Team im März dieses Jahres von Sven Demandt, hat es in der Vorsaison gerettet und nun in ruhiges Fahrwasser geführt. Kein Wunder, denn Fröhling war krisenerprobt. Zuvor hatte er 1860 München trainiert.

Meine Jungs verinnerlichen unsere Spielphilosophie immer besser, daher bin ich davon überzeugt, dass uns einige Fehler der Vergangenheit so nicht mehr passieren werden."

Torsten Fröhlich, Trainer des SVW Wiesbaden

In seinem Team spielen keine Stars, denn der Star ist die Mannschaft. Sie ist in allen Teilen sehr ausgeglichen besetzt und auch die bisher erzielten 16 Treffer verteilen sich auf mehrere Schultern. Da kommt also ein schwer auszurechnender, „ekliger“ Gegner, der alles andere als leicht zu bespielen ist und den man von der ersten bis zur letzten Minute beackern muss, wenn es mit eigenen Punkten was werden soll. Nicht zur Verfügung steht unserem Gast, da er gesperrt ist, Verteidiger Kovac.

Unser Trainerteam hat sich den SVWW genau angesehen und der Chef, Stefan Krämer, kommt zu folgendem Urteil: "Sie haben viele große Spieler in Ihren Reihen, was sie bei Standards vor unserem Tor sehr gefährlich macht. Aber auch ihre defensive Struktur ist beachtlich". Gleichwohl will er dem entsprechend begegnen, um in Bremen liegengelassene Punkte bei diesem Heimspiel einzufahren. Dafür muss man aber Tore schießen. Diese Kunst ist bei uns zuletzt leider etwas aus der Mode gekommen. Die Durchschlagskraft fehlte zu oft. Dazu der Trainer: "Ja, es klemmte zuletzt etwas bei der Frage: Wie kommt der letzte Ball in die Box? Das Spiel im letzten Drittel ist aber sehr schwer zu trainieren. Hier bewegt man sich in einer Zone, wo es viel auf Intuition ankommt, weil es da sehr eng wird. Wir müssen da noch gieriger werden. Aber wir haben uns in unserer Spielweise schon verändert, das Zentrum verstärkt, schneiden früher in die Spitze ein als früher. Hierbei kommt es auch sehr auf Carsten Kammlott an, der nicht zweifeln darf, da wir von seiner Abschlussqualität in hohem Maße abhängig sind. Aber auch ein Torjäger kann nicht immer treffen. Doch ich bin sicher, dass er seine Torflaute bald überwunden haben wird". Carsten und Daniel Brückner sind inzwischen auch fast wieder vollkommen gesund.

Manchmal müht man sich und trifft keinen Möbelwagen. Das ist für bestimmte Phasen fast schon ein Gesetz im Fußball".

Stefan Krämer, RWE- Cheftrainer

In der Rot-Weißen Abwehrarbeit hat sich zuletzt auch etwas geändert. Gegnerische Standards werden inzwischen nicht mehr im Raum, sondern mittels Manndeckung verteidigt. Das zeitigte schon Früchte bei der Abwehrarbeit. In die möchte sich gerne auch wieder Pablo Pigl einbringen. In Bremen spielte er von Beginn an und wurde erst in der "Alles oder nichts"-Phase nach 85 Minuten durch den offensiven Tugay Uzan ersetzt. Pigl sagt: "Wenn wir wieder über die Leidenschaft kommen, dann ist was Zählbares selbstverständlich möglich". Ihm im Nacken sitzt diesmal allerdings auch wieder Luka Odak, dessen Gelbsperre abgesessen ist.

Eine gute Nachricht hatte der Trainer über den schon seit Wochen verletzt ausfallenen Mario Erb. Er hat heute schon wieder weite Teile des Trainings mitgemacht. Zwar ist er für Wiesbaden noch keine Option, doch womöglich könnte er in der nächsten Begegnung bei Holstein Kiel schon eine Alternative sein.

Das Spiel wird vom RWE-TV/RWE-Radio und dem Vereinsticker medial begleitet. Die RWE-TV Vorberichterstattung beginnt wie immer um 13.45 Uhr und endet aus Rechtegründen mit dem Anstoss. In diesem Vorlauf u.a. ein Gespräch mit Andreas Winter, der in den 80er Jahren 78 Spiele als Mittelfeldspieler für RWE in der DDR-Oberliga absolvierte und dabei 13 Tore erzielte. In der Halbzeitpause ist ein Interview mit NLZ-Leiter Jan Schäfer vorgesehen. Direkt nach der Radio-live-Übertragung der Partie gibt es dann wieder die Stimmen zum Spiel gegen Wiesbaden.



27.10.2016