Der FC Rot-Weiß Erfurt führte gegen den Aufstiegskandidaten Holstein Kiel lange mit 1:0 und musste nach einem Platzverweis für Möckel fast die gesamte 2. Halbzeit in Unterzahl bestreiten. Der Dreier war so nahe, doch traf Peitz in der Schlussminute noch zum Ausgleich für Kiel. Der Ärger darüber sollte aber schnell verfliegen, denn Rot-Weiß baute seinen Vorsprung dennoch auf 6 Punkte und das um 9 Treffer bessere Torverhältnis gegenüber dem SC Paderborn aus, der auf dem ersten Abstiegsplatz rangiert.
Es war ein dramatisches Spiel, das von der ersten Minute an unterhaltsam und flott daher kam. Erfurt war zu Beginn der vor 4422 Zuschauern die bessere Mannschaft. Bergmann hatte dabei für die Gastgeber auch die erste Torchance. Sein tückischer Ball, aus der Drehung abgefeuert, bereitete dem Kieler Torwart Kronholm viel Mühe (18.). Dann die Führung für die Rot-Weißen. Ausgangspunkt war ein Einwurf von Kammlott, der heute wieder den Vorzug vor Uzan im Angriff erhielt. Der Ball erreichte Vocaj, der für den erkrankten Nikolaou ran durfte. Der schaufelte das Leder hoch in den Kieler Fünfmeterraum, wo Kiels Verteidiger Lenz den Ball mit der Brust direkt zu seinem Torwart verlängern wollte. Dabei übersah er den hinter ihm stehenden Aydin, der bei der doch zu kurzen Rückgabe den Fuss rein hielt und den Führungstreffer markierte (26.). Erst nach diesem Rückstand begann Kiel mehr zu tun und unterstrich seine Ambitionen im Aufstiegsrennen. In ihren Reihen standen einige technisch sehr gute Leute, die zudem äußerst flink daher kamen und ein beeindruckendes Spielverständnis offenbarten. Auf die erste Chance musste der Kieler Anhang aber lange warten. Menz rettete dabei gegen Drexler, dem er den Ball in höchster Not vom Stiefel spitzelte (28.). Rot-Weiß antwortete mit einem Fernschuss von Vocaj aus 25 Metern (40.), der ebenso knapp sein Ziel verfehlte, wie auf der anderen Seite, als Peitz eine nahezu spielgleiche Szene heraufbeschwor (44.).
Die zweite Halbzeit begann denkbar unglücklich für Rot-Weiß, denn schon nach wenigen Minuten erhielt der im ersten Durchgang bereits verwarnte Möckel die Gelb-Rote Karte (48.) Eine schwere Hypothek für den RWE, der nun gegen die immer stärker werdenden Kieler nahezu eine komplette Halbzeit lang die Führung zu verteidigen suchte. Laurito war zu diesem Zweck für Tyrala gekommen, um die Deckung zu stabilisieren. Er und seine Mitstreiter hatten nun Schwerstarbeit zu verrichten. Als sie den Kieler Torjäger Lewerenz übersahen, wäre der Ausgleich fast fällig, doch traf Lewerenz nur das Außennetz (61.).Doch die Einschläge kamen immer näher. Kiels defensiver Mittelfeldmann Peitz, der aufgrund seiner Körpergröße jetzt immer öfter vorne auftauchte, hatte bald darauf eine Riesenchance per Kopf, ließ die Möglichkeit aber liegen. Dann versuchte es der inzwischen eingewechselte Azemi, wie Peitz auch ein "Kleiderschrank", gleich zweimal und verfehlte das Ziel auch nur knapp, wobei die 2. Möglichkeit durch einen sagenhaften Reflex von Klewin im Erfurter Kasten geklärt wurde (81.). Der RWE hielt mit großem Einsatz dagegen, konnte durch Kampf aber auch nicht selten durch spielerische Mittel immer wieder für Entlastung und vereinzelte Vorstöße sorgen. Alle Spieler "zerrissen" sich, gaben alles und wollten unbedingt den knappen Vorsprung über die Zeit bringen. In der 86. Minute hätte Aydin nach einem Befreiungsschlag aus der eigenen Abwehr sogar die vorzeitige Entscheidung herbeiführen können, doch fehlten ihm die Nerven gegen den Kieler Torwart. Dann die Schlußminute. Ein hoher Ball flog in den Erfurter Stafraum und Peitz markierte doch noch per Kopf den 1-1 Ausgleich (90).
Am Ende dürften beide Team unter dem Strich mit dem Remis zufrieden sein. Dass die Erfurter Zuschauer es waren, zeigte der anhaltende Beifall nach Spielende. Er war der verdiente Lohn für eine leidenschaftliche Vorstellung ihrer Mannschaft, die am remis spielte aber, sagen wir mal, heute 1-1 gewonnen hat, da sich der Vorsprung nach unten, auf den Drittletzten Paderborn, sogar vergrößern konnte.
Wir haben wir uns nach dem Platzverweis aufs Verteidigen beschränkt. Ein bisschen ärgerlich ist es schon, dass Aydin nicht das 2:0 macht. Da wäre der Deckel drauf gewesen. Aber ich bin trotz des späten Ausgleichs mit der Mannschaftsleistung zufrieden."
Stefan Krämer, RWE-Trainer
Am Montag versucht der RWE nun in Weimar den Einzug in das Landespkalfinale zu schaffen, ehe nächsten Sonntag Preußen Münster zu einem weiteren Liga-Heimspiel kommt.