In einem spannenden und phasenweie sogar dramatischen Spiel gewann der RWE heute gegen die Würzburger Kickers mit 1-0 und hat nach dem zweiten Dreier in Folge das untere Mittelfeld wieder im Blick.
Die äußeren Umstände waren für beide Teams nicht sehr freundlich. Es war zwar nicht kalt, aber es ging doch ein böiger Wind durch das Steigerwaldstadion und der Rasen war nach anhaltendem Regen in der Nacht und in den frühen Morgenstunden tief. Auf der Haupttribüne drängten sich die Zuschauer eng zusammen, denn die Zuschauerblöcke 5 und 6 mussten nach der jüngsten DFB-Sanktion heute leer bleiben.
Den RWE schien das nicht weiter negativ zu beeinflussen, denn die Jungs waren durch Stefan Krämer glänzend auf die Begegnung mit dem starken Liganeuling eingestellt worden. Von der ersten Minute an versuchte die Mannschaft, die heute nur auf einer Position (Nikolaou für Judt) gegenüber der Startelf der Vorwoche verändert worden war, dem Spielgeschehen selbst seinen Stempel aufzudrücken. Anfänglich gestaltete sich das freilich noch nicht ganz so einfach, denn die Unterfranken erwiesen sich als der erwartet sperrige Gegner, der in der ersten halben Stunde durchaus leichte Feldvorteile hatte und nach Standards einige Male gefährlich vor Klewin auftauchte. Doch Rot-Weiß verlor nie den Überblick, wirkte sehr fokussiert und tastete sich bald immer weiter nach vorne. In den letzten 10 Minuten des ersten Spielabschnitts drängte man die Gäste schließlich weit hinten rein, aber kam gegen deren bärenstarke Abwehr nicht entscheidend zum Abschluss. Jedoch war die Laufarbeit, der Einsatz und der Wille dieses Heimspiel unbedingt gewinnen zu wollen klar erkennbar. So ging es nach einer 2-minütigen Nachspielzeit schließlich mit einem torlosen und gerechten Remis in die Halbzeit.
Nach der Pause sollte das Spiel unterhaltsamer und schließlich sogar dramatisch werden. Zunächst nahm Rot-Weiß den vor der Pause gesponnenen Faden wieder auf und hatte durch Nikolaou eine erste gute Chance. Doch sein strammer Spannschuss wurde eine Beute von Kickers-Torwart Wulnikowsi (49.). Dann zweimal Würzburg mit Großchancen, die aber beide mit überragenden Paraden von Klewin zunichte gemacht wurden. Zunächst scheiterte Soriano (50.), kurz darauf hatte Karsanidis gegen unseren Keeper das Nachsehen (53.). Es war jetzt von beiden Teams eine offene Feldschlacht. Die 55. Minute brachte dann zwei magische Momente für unseren derzeit besten Torschützen Carsten Kammlott. Zunächst scheiterte er noch nach toller Vorarbeit von Okan Aydin an Wulnikowski, doch nur 40 Sekunden später kam er wieder an den Ball, überlupfte den Würzburger Schlussmann und schob die Kugel ganz lässig zum 1-0 ein. Schon Kammlotts 9. Saisontor ! Trainer Stefan Krämer brachte jetzt Pablo Pigl für den nach großer Laufarbeit ausgepumpten Samir Benamar und schon wenige Momente danach wartete der nächste Aufreger für die 4100 Zuschauer im Stadion, denn der Schiedsrichter pfiff Elfmeter für den RWE. Was genau geschehen war, ließ sich nicht gleich von allen Zuschauern ausmachen, weil eine Spielertraube im Kickers Strafraum den Blick verstellte. Soriano hatte Kammlott das Standbein weggezogen und flog dafür mit "Rot" vom Platz. Zum Elfmeter trat, wie schon in Stuttgart vor 10 Tagen, RWE-Kapitän Sebastian Tyrala an. Doch wie vor Wochenfrist vergab er auch diesmal. Abermals war sein Schuss zu unplatziert und nicht sonderlich scharf geschossen.
Natürlich hätten wir das Spiel in der Schlussphase ruhiger haben können, wenn wir den Elfmeter verwandelt hätten. So war es bis zum Ende spannend, aber es zählt nur das Ergebnis."
Stefan Krämer
Das machte den Gegner in den nächsten Minuten wieder stark. Statt einer Vorentscheidung zugunsten von Rot-Weiß, fiel auf der Gegenseite fast der Ausgleich. Doch der eingewechselte Shapourzadeh traf mit einem satten Linksschuss aus 18 Metern nur den linken Pfosten des Erfurter Tores (71.).Jetzt war richtig "Pfeffer" im Spiel. Tyrala wollte seinen Fehler wieder gut machen, bediente mit genialem Pass Pigl, der leitete blitzschnell weiter auf Kammlott, doch Wulnikowsi parierte glänzend (73.). Würzburg entfachte nun in Unterzahl einen irren Druck. Fennell traf erneut nur den Pfosten und Juri Judt riskierte Kopf und Kragen, um den Appraller zu entschärfen (87.). In der Schlussminute warf Stefan Krämer noch Geburtstagskind Jens Möckel in "die Abwehrschlacht", der schließlich half den Sieg nach Hause zu bringen.
Die Mannschaft schob sich damit einstweilen auf den 15. Platz vor und fährt nächste Woche nach Aue. Wenn sie weiter diesen Schwung und diesen Teamgeist beibehält, sollte das Ziel "Klassenerhalt" keineswegs illusorisch sein.
Pressekonferenz nach dem Spiel: