Zu Beginn der gestrigen Mitgliederversammlung war es fast ein wenig feierlich im Foyer der Stadtwerke, als langjährige Mitglieder geehrt wurden. Knut Herber erhielt für seine 50 jährige Mitgliedschaft ebenso eine Urkunde, wie rund ein Dutzend weiterer Mitglieder, die es immerhin auch schon auf 25 Jahre gebracht haben.

Dann wurde es ernster. Im „Bericht des Präsidiums“ beleuchtete Präsident Rolf Rombach die aktuelle wirtschaftliche Situation, die wahrlich besorgniserregend ist. Danach steuert der Verein zum Ende dieser Saison auf einen Fehlbetrag von 1,3 Mio Euro zu. Ein auflaufendes Minus, das die ebenfalls unerfreulichen Zahlen der vergangenen Jahre noch in den Schatten stellt. Die Gesamtschulden des Klubs haben sich danach mittlerweile auf über 5 Mio Euro erhöht.. Die Ursache, so der Präsident, liege nicht beim Aufwand, sondern in der mangelnden Ertragskraft. Während der Durchschnitt in der Liga 8.864 Mio Euro erwirtschafte, läge der FC Rot-Weiß über 3. Mio Euro darunter. Als Grund für die wirtschaftliche Krise nannte der Präsident die alte Spielstätte, deren Neubau um Jahre zu spät gekommen sei. Er unterlegte dies eindrucksvoll mit Zahlen zu Spieler- und Werbeerträgen. Und selbst jetzt, wo das neue Stadion da sei, so der Präsident, fehle immer noch der Pachtvertrag, so dass der Klub auf vielen Feldern in seinen Aktivitäten nicht frei sei zu handeln. Der Ehrenratsvorsitzende Dr. Kaiser brachte dies in seinem späteren Vortrag auf die kurze Formel: „Wir sind aktuell ein Stück heimatlos“.

In diesem Zusammenhang beklagte der Präsident auch, dass die Fehler, die beim Bau der Arena gemacht worden seien, dem daran schuldlosen Verein oftmals in der Öffentlichkeit mit angelastet worden seien. Doch habe man den Schaden bei der Stadt reklamiert. Enttäuscht zeigte sich der Präsident auch über die monatelangen miserablen Trainings- und Unterkunftsbedingungen auf den städtischen Anlagen. Hier habe man sich allein gelassen gefühlt. Rombach selbst hatte kürzlich wenigstens die Frage der Unterbringung in eigener Regie und mit eigenen Mitteln durch die Errichtung eines „Containerdorfes“ entspannen können.. „Wenn man sieht, welchen medialen Werbewert unser Verein für die Stadt hat, dann kann man nur erstaunt sein, wie passiv sich die Politik uns gegenüber bisweilen verhält“.

Vor dem Hintergrund all dieser Probleme und des wachsenden wirtschaftlichen Drucks müsse man daher bei der Formulierung der sportlichen Ziele seine Erwartungen mäßigen. Für diese Spielzeit ginge es jedenfalls nur um den Klassenerhalt und den Gewinn des Landespokals, in der kommenden Saison um einen guten Mittelfeldplatz. Erst langfristig stünde der Aufstieg in die 2. Liga wieder auf der Agenda.

Der Ehrenratsvorsitzende Dr. Kaiser griff in seiner Rede noch einmal die Passivität de Politiker auf. „Keiner von denen hat sich je für einen Posten im Aufsichtsrat angeboten. Desinteresse allerorten“. Dr. Kaiser, appellierte vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation auch an die Ultra-Gruppierung endlich das Abbrennen von Pyro-Technik im Stadion zu unterlassen. Dr. Kaiser sehr emotional: „Ihr reitet uns damit doch finanziell nur noch weiter in die Scheiße“! Auf die Aufforderung des Aufsichtsratsvorsitzenden, Dr. Kästner sich einmal selbst zu den Vorkommnissen zu erklären, erhielt die anwesende Ultra- Gruppierung das Wort, lieferte jedoch keine wirkliche Begründung.

Nach dem sehr eingängigen Bericht des Leiters NLZ, Jan Schäfer, der das Thema „Nachzertifizierung“ besonders hervorhob und die „zwei Sterne“, die der DFB dem NLZ zuerkannt habe, kam es zu der mit Spannung erwarteten Debatte und Abstimmung über die Frage „Der Beauftragung des Präsidiums zur Prüfung einer möglichen Auslagerung der Profiabteilung“.

Vizepräsident Thomas Kalt versuchte dabei in einer flammenden Rede vorab den zuvor gestellten Antrag eines Mitglieds auf Vertagung des Themas zu entkräften. Er wiederholte dabei die vor ein paar Tagen schon auf der Vereinshomepage gemachten Ausführungen zum Thema und spitzte seine Ausführungen auf den Kernsatz zu: „Wir werden mit konservativen Mitteln das inzwischen aufgelaufene, negative Eigenkapital nicht mehr ausgleichen können. Deshalb bitten wir heute unter Berücksichtigung aller Aspekte um Zustimmung uns prüfen zu lassen, ob dies ein gangbarer Weg für uns ist“. Positiv konnte in den Ausführungen festgestellt werden, dass die neue Arena bereits jetzt, in der laufenden Saison, ein deutliches Wachstum im Bereich Marketing verbuchen kann. „Dieser positive Effekt spiegelt sich aber leider noch nicht in den Besucherzahlen wieder.“

In der anschließenden Abstimmung, der noch eine sehr lebhafte Debatte vorangegangen war, kam es unter den anwesenden 370 abstimmungsberechtigten Mitgliedern allerdings zu keinem eindeutigen Ergebnis. Das Präsidium entschloss sich daher nach einer Pause das Thema auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende Januar neuerlich zur Abstimmung zu stellen. Rolf Rombach: „Wir wollen alle mitnehmen und können keine Spaltung in der Frage gebrauchen. Deshalb wollen wir uns diese Zeit noch nehmen“.

Entschieden wurden von der Versammlung dagegen zwei andere Punkte. Der Antrag das alte und das seit 1984 existierende aktuelle Logo des Vereins in einem neuen Logo zu vereinen wurde ebenso mehrheitlich abgelehnt, wie die Verwerfung des neuen („Sakko“) zu Gunsten des alten Maskottchens („Kiko“).

Am Ende stand die Frage der Entlastung des Präsidiums und des Aufsichtsrates. Sie erfolgte mehrheitlich, allerdings war die Zahl der Enthaltungen, bei wenigen Gegenstimmen, ungewöhnlich hoch.

15.12.2016 \ FC RWE e.V.