In der letzten Saison stolperte Rot-Weiß bei Einheit Rudolstadt und um ein Haar hätte die Geschichte sich wiederholt. Denn bis zum letzten Schuss im Elfmeterschiessen blieb die Frage offen, ob der Pokal nicht doch wieder seine "eigenen Gesetze" entfalten würde. Das die Sensation ausblieb, war am Ende der Nervenstärke unseres Torwarts EriK Domaschke und dem finalen Schuss von Kapitän Sebastian Tyrala zu verdanken.

Als unmittelbar vor dem Spiel im Stadion von Einheit Rudolstadt der ACDC-Titel "Highway to hell" gespielt wurde, klang dies wie eine düstere Ansage des Gastgebers, uns, wie schon im Vorjahr, abermals aus dem Wettbewerb zu kegeln. Und schon kurz nach dem Anstoss schien sich diese Prophezeiung zu erfüllen.Denn die Gastgeber setzten sich auf der linken Seite schön durch, Riemer flankte auf den in der Mitte freistehenden Schneider und der verwandelte gefühlvoll per Kopf zum 1-0 für den FC Einheit (2.). Was für ein Paukenschlag zum Auftakt ! Und ausgerechnet Schneider, der uns in der Vorsaison mit seinem Tor im Viertelfinale schon rausgekegelt hatte. Doch diesmal verfiel der RWE nicht in Schockstarre. Schon kurze Zeit später markierte Möckel nach einer Freistossflanke von Aydin - ebenfalls per Kopf - den Ausgleich (8.).

Danach wurde es ein zähes Ringen um jeden Meter. Sicher, Rot-Weiß hatte Feldvorteile, doch vor dem Tor der Rudolstädter passierte nicht viel. Lediglich Kammlott hatte gegen Ende der 1. Halbzeit eine dicke Chance, die er aber nicht nutzen konnte. Die Gastgeber ihrerseits waren aber nicht nur clever in ihrer Abwehrarbeit. Sie setzten bisweilen auch offensiv stets unangenehme Nadelstiche und forderten die Rot-Weiß Abwehr immer wieder heraus. Das Remis zur Pause hatte Rudolstadt sich redlich verdient.

Wir hatten im ersten Durchgang keinen rechten Zugriff, haben Müll gespielt".
Stefan Krämer

Auch nach dem Wechsel hielt der Oberligist unverändert gut mit. Man könnte sogar sagen, obwohl der RWE weiterhin mehr vom Spiel hatte, besassen sie in Summe sogar die größeren Tormöglichkeiten. Schneider, kurz nach der Pause aus kurzer Entfernung, sowie Riemer (71.) und Häußler (84.) jeweils mit Distanzschüssen, die beide knapp am rechten Torwinkel des Erfurter Gehäuses vorbeirauschten, hätten um ein Haar die abermalige Führung für Rudolstadt erzielt. Erst kurz vor Ende der regulären Spielzeit hatte Erb, nach Zuspiel des quirligen aber nicht immer glücklichen Aydin, eine gute Möglichkeit für Erfurt.

In der Verlängerung wurde es dann ein Fight, der mit Haken und Ösen geführt wurde. Chancen die Sache zu entscheiden, waren - da wie dort - vorhanden. Mit dem Abpfiff rettete Einheit-Torwart Ackermann seine Farben letztmals in höchster Not auf der Linie. Nach 120 Minuten hatte kein Team es schließlich vermocht, sich den entscheidenden Vorteil zu erspielen und den Ball über die Linie zu bringen..Die Emotionen auf und neben dem Platz schlugen angesichts dieser Spannung immer höher, je näher es dem Elfmeterschiessen ging. Da der Oberligist erstaunlicherweise konditionell nicht nachließ, war der shootout am Ende unvermeidbar.

Nachdem Benamar den dritten Elfer für Erfurt nicht verwandeln konnte, hatte Rudolstadt, dass die ersten vier Elfmeter souverän versenkt hatte, es durch Schneider in der Hand alles klar zu machen. Doch ausgerechnet der Goalgetter, der abermals zum Pokalschreck für Erfurt hätte werden können, fand in Domaschke seinen Meister. Nach jeweils 5 Elfmetern hieß es schließlich 4-4. Nun traten Grabinski (für Rudolstadt) und Menz (für Erfurt) an und beide trafen. 5-5 ! Die Dramatik war kaum zu überbieten. Jetzt kam der Ex-Jenaer Güttich...und scheiterte an einem großartig reagierenden Domaschke ! Nun hatte Tyrala es auf dem Fuss. Ausgerechnet der Kapitän der Rot-Weißen, der in der Liga bei Elfmetern in dieser Saison nicht die glücklichsten Momente hatte. Doch diesmal bewies er Nervenstärke und schoss den RWE ins Endspiel. Unendliche Erleichterung bei Rot-Weiß und dem mitgereisten Anhang. Das war eine enge Kiste, die gut und gerne auch Rudolstadt als Sieger hätte sehen können.

Wir hatten heute gegen einen guten Gegner Glück. Im Elfmeterschießen waren wir ja eigentlich schon tot".

Stefan Krämer

Auf den "Highway to hell" wurden wir also nicht geschickt. Und paasend zum Abend erklang am Ende dann aus den Lautsprechern des Stadions sogar noch ein Mutmacher für das vom RWE nun erreichte Finale. "Knockin' on Heaven's Door" von Gun `s and Roses war da zu hören. Es wird sich zeigen, ob wir Ende des Monats in Jena gegen den FC Carl Zeiss im Endspiel nicht nur an die Himmelspforte klopfen, sondern sie auch aufstossen und endlich mal wieder diesen Wettbewerb gewinnen können. Im alten Klassiker geht es dann um den Einzug in den DFB-Pokal. Sicher wird auch das wieder ein Krimi.


Einheit Rudolstadt

Ackermann - Staskewitsch (62. B. Schröter), Derbich, Grabinski, Güttich - Seturidze, Riemer - Schneider, P.Schröter (118. Müller) - Schulz (120. Spanier), Bahner

FC Rot-Weiß Erfurt

Domaschke - Pigl, Möckel, Erb, Odak (106. Uzan) - Tyrala, Nikolaou (79. Menz) - Aydin, Bergmann (67. Benamar) Brückner - Kammlott

Zuschauer

2.267

18.05.2016 \ 1. Mannschaft