Die Temperaturen in Erfurt lagen an der Grenze dessen, was auch Profisportler noch ertragen können. Und dennoch marschierte die austrainierte Truppe von Stefan Krämer ohne Unterlass und beschenkte sich und das Publikum mit einem klaren und hochverdienten 3-0 Sieg, dem ersten daheim in dieser Saison
Die Anfangsminuten verliefen noch recht ausgeglichen. Doch mit zunehmender Zeit bekam RWE deutlich Oberwasser. Nach einer knappen halben Stunde - die erste Trinkpause des Spiels war gerade ein paar Minuten vorüber - hatte Kammlott nach schöner Kombination über Tyrala und Bergmann die erste dicke Torchance. Sein Schuß landete aber in den Armen von Kölns Torwart Boss, der heute den Vorzug vor Poggenborg erhalten hatte. Nach einem Mißverständnis in der Abwehr der Erfurter antwortete die Fortuna aber postwendend. Souza setzte den Ball knapp über den rechten Torwinkel. Das war knapp (33.). Dann wieder zwei schöne Aktionen der Gastgeber, deren Außenverteidiger Brückner und Menz hoch standen und ebenso Druck machten wie das zentrale Mittelfeld mit Vocaj, Bergmann und den weiter vorgezogen agierenden Kapitän Tyrala. Im ersten Falle umspielte Benamar, dem der Trainer heute von Beginn an am Flügel sein Vertrauen schenkte, den Kölner Keeper, traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz (36.), dann ließ der andere Flügelflitzer der von Anfang an ran durfte, Pigl, Gegenspieler Röcker stehen und prüfte Torwart Boss (40.). Kurz vor dem Pausenpfiff noch mal Aufregung im Kölner Strafraum, die von den spielfreudigen Rot-Weißen gut aufgemischt worden waren. Aber die Rheinländer überstanden auch diese Aktion mit einigem Glück und retteten so ein torloses Remis in die Pause
Was die Thüringer im ersten Durchgang noch liegengelassen hatten, holten sie sich dann aber mit einer, unter den gegebenen Umständen, ebenso großartigen 2. Hlbzeit. Ohne bei diesen Temperaturen in der Konzentration nachzulassen, behielten sie den Fuss weiter auf dem Gas und brillierten streckenweise mit einem grandiosen kämpferischen und auch spielerischem Vortrag. Pigl brachte seine Farben dabei früh nach Wiedeanstoss in Führung. Mit dem Rücken zum Tor stehend, schüttelte er mit einer Körpertäuschung seinen Gegenspieler ab und traf links unten (49.). Das Anspiel war von dem glänzend aufspielenden Bergmann gekommen, der prima mit dem nicht weniger guten Vocaj auf der Doppelsechs harmonierte. Wenige Minuten später mußte Uafero, einer der beiden Kölner Innenverteidiger, einen Heber von Kammlott kurz vor der Torlinie "entschärfen" (55.). Doch Kammlott wäre nicht Kammlott, wenn er es nicht besser und noch kurioser könnte. Nach glänzendem Zuspiel des technisch überragenden Brückner hob er den Ball diesmal mit der Hacke spektakulär über den Schlußmann der Fortuna und legte sich den Ball damit selbst so vor, dass er nur noch locker zum 2-0 einschieben mußte. Dieser Treffer war bereits sein 4. Saisontor und zugleich der 400. Erfurter Torerfolg seit der Klub in der 3. Liga spielt.(59.). Jetzt erst wurde die Fortuna etwas lebendiger, legte die Lethargie ab. Und nun konnte sich auch RWE-Keeper Klewin, der fast eine Stunde nichts auf den Kasten bekommen hatte, auszeichnen. Mit zwei Superreflexen (69./75.) rettete er jeweils gegen Dahmani. Als die beiden Torschützen bereits unter dem Jubel des verzückten Erfurter Publikums ausgewechselt worden waren, traf praktisch mit dem Schlußpfiff auch noch Einwechselspieler Uzan zum 3-0 Endstand (90.). Die Vorarbeit kam diesmal von Tyrala, der einen langen Ball auf Aydin gespielt hatte. Aydin zog ein langes Solo an und Uzan vollendete schließlich trocken und zielgenau.
Die Mannchaft ist in einer körperlich guten Verfassung. Sie war heute trotz der Temperaturen sehr lauffreudig und es macht mir absolut Spaß mit den Jungs zu arbeiten."
RWE-Trainer Stefan Krämer
Wir haben heute nur rund 25 Minuten Drittliga-Fußball gespielt. Danach hat Rot-Weiß das Kommando übernommen. Ich bin vom heutigen Auftreten meiner Mannschaft enttäuscht."
Uwe Koschinat, Trainer Fortuna Köln
Das war heute in der Tat wohl das bisher beste Erfurter Saisonspiel. Jeder Einzelne gab alles und als Mannschaft trat die Truppe von der 1. Minute an entschlossen und zum unbedingten Sieg gewillt auf. Kein Spieler fiel ab. Alle verdienten sich Bestnoten. Es war schlicht, unter schwierigsten Bedingungen, eine erstklassige Vorstellung unserer Mannschaft. Sie erklimmt damit Rang 7 in derTabelle und kann bis dato mit dem Saisonverlauf wirklich sehr zufrieden sein.
Nächster Gegner ist in zwei Wochen auswärts der FSV Zwickau. Dazwischen findet noch das Pokalspiel in Bad Blankenburg statt.