Rot-Weiß Erfurt wird auch in der nächsten Saison in der 3. Liga spielen. Nach dem heutigen 2-0 Erfolg gegen Aalen, zugleich dem vierten Sieg in Serie, kann nichts mehr anbrennen. In der Tabelle gelang sogar der Sprung auf Rang 7. Jens Möckel und Okan Aydin waren vor knapp 5000 Zuschauern die Torschützen. Juri Judt verletzte sich in dieser Begegnung allerdings schwer und mußte ins Krankenhaus gebracht werden.Insoweit war es leider ein Pyrrhussieg
Erfurt begann erneut in der Aufstellung der letzten Wochen, bot im ersten Durchgang allerdings diemal kein gutes Spiel. Die Frische und Unbekümmertheit der letzten Auftritte schien auf sonderbare Weise wie verflogen. Aalen stand besser zum Ball und hatte über weite Strecken Feldvorteile. Chancen vermochten sich die Gäste aus Süddeutschlan aber dabei kaum zu erspielen. Ein flatternder Distanzschuss von Außenverteidiger Schulz, den Klewin nur abfausten konnte (31.) und ein Heber von Morys (36.) - mehr hatten sie offensiv nicht zu bieten. Den Rot-Weißen, die in der Abwehr bis zur Halbzeit noch am überzeugensten wirkten, fehlte der Zugriff im Mittelfeld. So dauerte es bis kurz vor dem Pausenpfiff, ehe Erfurt durch Kammlott, nach Zuspiel von Nikolaou, mit einem Heber selbst die erste Möglichkeit des Spiels hatte (44.). Und in der Nachspielzeit prüfte dann auch Aydin noch den Gästekeeper mit einem starmmen Freistoß aus zentraler Position. Der eigentliche Höhepunkt dieses eher wenig unterhaltsamen ersten Abschnitts aber war von ganz anderer Art gewesen. Aalens Stürmer Morys war in der 26. Spielminute im Mittelfeld mit hohem und gestrecktem Bein in Juri Judt reingesprungen und beförderte diesen damit direkt per Notarztwagen ins Krankenhaus. Was genau Judt dabei passiert war, stand bei Spielschluss noch nicht fest. Bergmann ersetzte den großen Kämpfer, der mit "Juri, Juri" Sprechchören aus dem Stadion verabschiedet wurde, fortan.
Nach dem Wechsel erlebten die Zuschauer dann eine andere Rot-Weiße Mannschaft. Die hatte nach einer klaren Kabinenansprache des Trainers nun deutlich mehr Zug zum Tor und bot bald wieder den zuletzt die Fans so verzaubernden Kombinationsfußball. Das schließlich verdiente Führungstor entstand allerdings aus einem ruhenden Ball. "Rastelli" Okan Aydin, der schon in der Vorwoche mit einer direkt verwandelten Ecke zum Matchwinner für die Thüringer geworden war, brachte aus halblinker Position einen Freistoss in den gegnerischen Fünfmeterraum, der auf den ersten Blick ohne weitere Ballberührung eines anderen Spielers im langen Eck des Aalener Kastens zur Erfurter Führung einschlug (57.). Doch bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass Jens Möckel seinen Schopf noch dran gehabt und dem Ball eine leichte Flugbahnveränderung gegeben hatte. Fortan hatten die Gastgeber alles im Griff. Die noch vom Abstieg bedrohten Gäste vermochten den Rückschlag nicht wegzustecken und wirkten in ihren Bestrebungen um den Ausgleich zu bieder und umständlich. Dagegen gab es für Erfurt durch Aydin, Bergmann und eine artistische Einlage von Kammlott nun weitere gute Chancen, die schon frühzeitig die Entscheidung hätten bringen können. Doch erst kurz vor dem Abpfiff machte nach einer erneut fabelhaften Kombination, ausgehend von Bergmann und Kammlott, Aydin mit dem 2-0 den Deckel drauf.
Was folgte waren nur noch Jubel, Trubel, Heiterkeit. Die Fans feierten Trainer und Mannschaft mit Sprechchören. Allen war die Erleichterung über den Klassenverbleib ins Gesicht geschrieben.In der Tat muss man allen Beteiligten eine große Anerkennung für diese fabelhafte Rückrunde zollen! Denn wer hätte zu Beginn des jahres daran geglaubt, dass die mannschaft noch so über sich hinauswachsen würde. Der Vater des Erfolges, Trainer Stefan Krämer, brachte es denn auch so auf den Punkt:
Wenn mir einer vor Wochen gesagt hätte, dass wir drei Runden vor Schluss 10 Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge haben würden und schon gerettet wären, den hätte ich zum Arzt geschickt. Wir haben zwar heute im ersten Abschnitt doch viele Fehler gemacht, uns in der Halbzeit aber eingeschworen, dass wir für Juri Judt gewinnen wollen. Das ist uns dann ja auch sichtlich gut gelungen ."
Kommende Woche reist das Team nun sorglos an die Küste zu Hansa Rostock. Dann allerdings fehlt Kapitän Tyrala, der heute seine 10 gelbe Karte sah. Dennoch will die Mannschaft auch dort und in den dann noch folgenden letzten beiden Spielen alles geben, denn, so Stefan Krämer: "Das sind wir im fairen Wettbewerb allen Konkurrenten für die es noch um etwas geht schuldig!"